Die Bewertung der biologischen Vielfalt auf Streuobstwiesen ist in drei Teile untergliedert:
- Bewertung des Unterwuchses
- Bewertung von Kleinstrukturen und Landschaftselementen
- Bewertung des Baumbestandes
Die Bewertungssystematik beruht auf den Arbeiten von Küpfer et al. (2014) siehe http://www.life-vogelschutz-streuobst.de/images/lifea4_streuobstkokonto_praxisleitfaden_endfassung.pdf.
Bewertung des Unterwuchses
Zur Bewertung der biologischen Vielfalt des Unterwuchses von Streuobstwiesen wird der Gesamtbestand der Vegetationsdecke hinsichtlich seiner Zusammensetzung aus verschiedenen Biotoptypen eingeschätzt.
Die vorhandenen Biotoptypen werden nach ihrem Biotopwert und ihres prozentualen Flächenanteils an der erfassten Gesamtfläche bewertet. Die Schätzung der Anteile erfolgt in fünf Prozent Schritten. Der Biotopwert der einzelnen Biotoptypen wird mit Biotopwertpunkten zwischen 1 und 32 ermittelt.
Für die qualitative Einstufung einzelner Biotoptypen bzw. Teilflächen wird für den flächenmäßig vorherrschenden Typus eine detaillierte Artenerfassung unter Verwendung der „Artenliste-Transektmethode“ durchgeführt. Die Transekterfassung der Arten hilft bei der nachvollziehbaren qualitativen Einstufung des Biotopwertes. Es wird grundsätzlich eine Zuordnung zu den Biotoptypen der Fettwiese/-weide oder Magerwiese/-weide oder eine Einordnung als Intensivgrünland, Intensivweide, Zierrasen oder Dominanzbestand vorgesehen. Bei längerer Nutzungsauflassung können Ruderalvegetation oder Brombeer-Gestrüpp bestandsprägend sein. Neben der Bewertung über Kennarten wird die erfasste Gesamtartenzahl als Indexwert für die Artenvielfalt der Vegetation dargestellt.
Der Gesamtbiotopwert des Unterwuchses wird in einer fünfstufigen Skala eingeordnet. Diese Skala wird im Bewertungsdreieck visualisiert. Folgende Abstufungen sind vorgesehen: stark verbesserungswürdig, verbesserungswürdig, mäßig, gut, sehr gut.
Bewertung von Kleinstrukturen und Landschaftselementen
Neben der Bewertung der Flora im Unterwuchs ist die Vielfalt von Strukturen im Streuobst-Bestand als Lebensraum von Arten der Fauna bedeutsam für die Qualitätseinstufung. Je mehr Strukturen vorhanden sind, desto mehr Arten der Fauna finden hier potenziell ihre Nischen. Die Bewertung von Kleinstrukturen und Landschaftselementen erfolgt weitgehend über Auszählen oder Schätzung zum Umfang an Kleinstrukturen, die für die Fauna förderlich sind. Außerdem wird die Einbindung in einen Biotopverbund mit angrenzenden Landschaftselementen festgehalten. Mit den angrenzenden Landschaftselementen werden die Bedingungen im Umfeld mit einbezogen, auch wenn diese nicht unmittelbar auf der Fläche beeinflussbar sind.
Dem Bereich Kleinstrukturen auf der Fläche sind acht Parameter zugeordnet, hierzu gehören u.a. stehendes Totholz, Trockenmauern, Nisthilfen und Zäune. Dem Bereich Landschaftselemente sind neun Parameter zugeordnet, hierzu gehören u.a. Gräben, Waldränder und Böschungen.
Die Gesamteinschätzung erfolgt in fünf Kategorien (keine, wenig, einige, viele, sehr viele), die im Bewertungsdreieck visualisiert werden.
Bewertung Baumbestand
Die Bewertung des Baumbestandes führt folgende einzelne Parameter zusammen:
- Die Altersstruktur der Bäume
- Der Anteil an Hochstämme und
- Die Bestandsdichte
Die Gesamtbewertung des Baumbestandes orientiert sich dabei am definierten Zielzustand für Streuobstbestände. Ziel ist eine Streuobstwiese aus hochstämmigen Obstbäumen mit einer gemischten Altersstruktur zu entwickeln.
Ziel der Altersstruktur:
- 75-80% Mittelalte Bäume
- 10-15 % Jungbäume
- 5-10 % Altbäume
Ziel Anteil der Hochstämme:
- Es sollen mind. 60-65% Hochstämme auf der Wiese vorhanden sein.
Ziel der Bestandsdichte:
- Auf einem Hektar (10.000 m²) sollen nicht mehr oder weniger als 50 bis 70 Bäume stehen. Mit Begründung sind regional höhere Bestandsdichten maximal (120) möglich.
Die sich ergebende Bewertung des Ausgangszustands für den Baumbestand wird in einem im Bewertungsdreieck dargestellt.
Prognose
Um die Entwicklungsrichtung und -ziele der festgelegten Pflegemaßnahmen für Aufwertung und Unterhaltung des Streuobstbestandes im weiteren Verlauf überprüfen zu können, wird von dem*der Gutachter*in eine Prognose erstellt.
Darin soll der erwartete Zustand nach Durchführung der festgelegten Maßnahmen im Bestand mit einer Perspektive in die Zukunft von etwa zehn Jahren dargelegt werden. Diese Einschätzung kann keine „garantierte“ Entwicklung prognostizieren, aber einen erwarteten Zielzustand auf Basis des gutachterlichen Fachwissens dokumentieren.
Die Prognose umfasst die identischen Bewertungskriterien auf Streuobstwiesen: Bewertung des Unterwuchses, Bewertung von Kleinstrukturen und Landschaftselementen sowie die Bewertung des Baumbestandes.
Das visualisierte Bewertungsdreieck vergleicht den Ausgangszustand mit dem prognostizierten Zielzustand und bewertet somit die biologische Vielfalt auf Streuobstwiesen.