Das Besondere an Streuobstwiesen ist ihre Strukturvielfalt. Ein Mosaik aus Lebensräumen macht sie so einzigartig: Hochstämmige Obstbäume, Kleinstrukturen, wie Sträucher, Büsche, Zäune und Reisighaufen, sowie offene Wiesenlandschaften. Der Wechsel unterschiedlicher Habitate bietet vielen Tieren und Pflanzen eine biologische Nische.

Finden im geschlossenen Wald vor allem Tiere und Pflanzen Unterschlupf, die sich auf diesen Lebensraum spezialisiert haben und in einer Offenlandschaft jene, die Gras- und Weideland bevorzugen, so gibt es auf der Streuobstwiese Elemente jeden Lebensraumes. Das wiederum heißt, dass mehr Arten wohnhaft werden können. Das macht Streuobstwiesen zu einem der artenreichsten Lebensräume.

In früheren Zeiten gab es diese Struktur- und damit auch Artenvielfalt in den sogenannten Hude- oder Hardtwäldern. Durch Beweidung wurden die Wälder aufgelichtet und freie Flächen wie Lichtungen offengehalten. Diese alte Form der Waldweide gibt es heute nicht mehr. Die Forstwirtschaft wandelte offene Flächen zu dichten Wäldern um. Streuobstwiesen sind heute ein Ersatzbiotop für Tiere und Pflanzen, die den Wechsel aus offenem Grasland und Bäumen lieben. Daher sind die extensiv bewirtschafteten Streuobstwiesen mit hochstämmigen Bäumen schützenswert, sichern sie doch das Überleben von speziell an diesen Lebensraum angepassten Arten. Nirgends sonst findet man eine solche Vielzahl ökologischer Nischen nebeneinander.

Wechselhaftes Mikroklima: Streuobstwiesen sind Windbremsen, Schattenspender und beeinflussen die Temperatur in unmittelbarer Nähe ihres Stammes. Im Sommer schirmen ihre ausladenden Kronendächern die Sonnenstrahlen ab, so dass es unter den Baumkronen kühler ist und der Boden nicht so schnell austrocknet wie an voll besonnten Stellen auf der Wiese. Besonders die Lichtintensität hat Auswirkungen auf die Pflanzenwelt, welche sich nahe der Obstbaumstämme ansiedelt. Da der Boden unter den Kronen langsamer auskühlt, ist dies auch ein effektiver Frostschutz im Winter.

Die tiefwurzelnden Bäume und der Wechsel aus offenem Grünland und Gehölzen wirkt der Erosion entgegen.

Titelbild: Die Strukturvielfalt auf einer Streuobstwiese / Foto: LPV Rhön