Unsere Expert*innen haben eine besonders seltene Pflanze auf der Projektfläche entdeckt: Das Echte Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea). Aufgrund seiner vielen kleinen verzweigten Blütenstände wird es auch „Kopfiges Tausendgüldenkraut“ genannt. Bei diesem rosa bis violett blühenden Enziangewächs handelt es sich um eine geschützte Pflanzenart, die auf der Projektfläche im Bereich der Sandmagerrasen und Zwergstrauch-Heiden wächst. Es existieren etwa 20 Tausendgüldenkraut-Arten der Gattung Centaurium, die vorwiegend in Mittel- und Südeuropa vorkommen. In Deutschland stehen alle Arten unter Naturschutz und dürfen nicht gepflückt oder beschädigt werden.

Die krautige Pflanze wächst ein- bis zweijährig und erreicht 30 Zentimeter Höhe, vereinzelt auch bis zu 50 Zentimeter. Zwischen Juli und September öffnet sie ihre Blüten bei ausreichend Sonnenschein am späten Vormittag und schließt sie bereits am Nachmittag wieder. Die Pflanze ist für Wildbienen wie die Vierfleck-Pelzbiene (Anthophora quadrimaculata) eine wichtige Nahrungspflanze. Statt Nektar bietet die Halbrosettenpflanze „anbohrbares Gewebe an“.

Zwischen August und September reifen die Kapselfrüchte aus. Die Samen verbreiten sich mit dem Wind. Das wärmeliebende Tausendgüldenkraut benötigt nährstoffarmen Boden zum Keimen, daher ist der magere Standort auf unserer Projektfläche ideal für ihre Ansiedlung.

Das Echte Tausendgüldenkraut wird schon seit der Antike als Heilpflanze genutzt. Schon Hippokrates soll die Wirksamkeit der Pflanze geschätzt haben. Sie ist ein echtes Multitalent und lindert eine Vielzahl von Beschwerden. Die enthaltenen Bitterstoffe helfen zum Beispiel in Form von Tees und Tropfen gegen Appetitlosigkeit und Blähungen. Aber auch zur Behandlung von Fieber und Infektionen findet die Pflanze Verwendung. Aufgrund dieser Eigenschaften trägt das Echte Tausendgüldenkraut auch die Namen „Bitterkraut“ oder „Fieberkraut“. Im Jahr 2004 wurde sie zur Heilpflanze des Jahres gewählt. Seinen Namen verdankt das Tausendgüldenkraut seinem hohen Wert als Heilpflanze, welcher sich von der Bezeichnung „Tausend Gulden wert“ ableitet.

Um die schöne Pflanze ranken sich Sagen und Legenden. Nach einem Aberglauben soll sie vor Blitzschlag schützen und zu Reichtum verhelfen. Einer Sage nach soll der Centaur Chiron eine Wunde am Fuß mit Hilfe des Tausendgüldenkrauts geheilt haben. Daher stammt vermutlich die wissenschaftliche Bezeichnung der Gattung „Centaurium“. Den deutschen Dichter Friedrich Rückert (1788-1866) inspirierte die schöne Pflanze zu einem Gedicht.

Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) / © Dieter Weisenburger

 

Titelbild: Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) / © Dieter Weisenburger