Es summt und brummt auf der Streuobstwiese. Es ist heiß und auf den Wiesen herrscht ein emsiges Treiben im dichten Gras. Fleißige Bienen und Hummeln sind unterwegs und bestäuben die Blüten der Obstbäume, Kräuter und Gräser.

Ein wahrer Mikrokosmos offenbart sich dem Besucher. Gerade im Frühling und im Sommer kann man auf den Streuobstwiesen in die Vielfalt des Lebens eintauchen! Unzählige Insekten verrichten jetzt ihr Tagwerk und werden Beute verschiedener Säugetiere und Vögel.

Mit ihren großen Kronendächern spenden die Obstbäume herrlichen Schatten und laden den Besucher zum Verweilen ein. Wer Entspannung sucht wird sie hier finden. Unter dem Kronendach entwickelt sich ein ganz eigenes Mikroklima und verschafft an heißen Sommertagen einen kühlenden Rastplatz.

Genug Zeit sich die Gräser des Unterwuchses genauer anzuschauen. Auf unserer Projektfläche im Biosphärengebiet Schwäbische Alb hat sich eine Fettwiese ausgebildet. Die Wiese wurde in der Vergangenheit zu oft gemäht und der Grasschnitt blieb liegen. So kommen die Nährstoffe aus dem Schnittgut wieder in den Boden und machen ihn „fett“. Früher weideten Schafe auf der Streuobstwiese, die das Gras abgefressen haben. Überschüssige Nährstoffe durch liegengebliebenes Gras blieben nicht zurück.

Typische Pflanzenarten auf Fettwiesen sind der Gewöhnliche Glatthafer (Arrhenatherum elatius), der Löwenzahn (Taraxacum) und der Scharfe Hahnenfuß (Ranunculus acris). Als charakteristische Arten finden wir auf unserer Projektfläche im Biosphärengebiet Schwäbische Alb das Wollige Honiggras (Holcus lanatus), die Schafgarbe (Achillea millefolium), den Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) und den Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa). Alle diesen Pflanzenarten gemeinsam ist, dass sie nährstoffreiche Böden benötigen, um zu gedeihen.

Magere nährstoffarme Böden bevorzugen dagegen der Wiesen-Salbei, der Wiesen-Bocksbart und die Wiesen-Flockenblume. Letztere ist außerdem noch eine Zeigerart für Magerrasen.  Einige typische Pflanzen der Magerwiesen finden wir schon auf den Projektflächen. Dies weist darauf hin, dass sich die Maßnahmen bereits gelohnt haben. Die Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) zeigt sich hier und da auf den Streuobstwiesen. Auch die Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), die Wiesen-Glockenblume (Campanula patula) und das Echte Labkraut (Galium verum).

Die verschiedenen Gräser und Wildkräuter sind unterschiedlich lang, man spricht auch von Ober- und Untergräser. Auf den stickstoffreichen Fettwiesen fällt besonders der hochwüchsige Gewöhnliche Glatthafer (Arrhenaterum elatius) ins Auge. Er bestimmt das Erscheinungsbild der Fettwiesen, weswegen man auch von „Glatthaferwiesen“ spricht. Er bildet zusammen mit anderen typischen Obergräsern wie dem Wiesenschwingel (Festuca pratensis), dem Gemeines Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), dem Gewöhnlichem Rispengras (Poa pratensis), dem Wiesenlieschgras (Phleum pratense) und dem Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis) die obere Schicht des Unterwuchses auf der Streuobstwiese.

Obergräsern haben viele Blütenhalme und sind reich an Rohfasern. Daher sind sie nahrhaft für Weidetiere wie Schafe oder Milchkühe und werden auch zur Heugewinnung genutzt. Auf Wirtschaftsgrünland werden diese Flächen daher extra gedüngt, um das Wachstum der Obergräser zu fördern. Nährstoffreiche Böden vertragen auch Untergräser gut, dazu gehören die Süßgräser der Rot-Schwingel-Gruppen (Festuca rubra agg.).

Auf unseren Streuobstwiesen verzichten wir auf Düngung, damit auch andere Wiesenpflanzen die Chance haben zu wachsen und die Artenvielfalt erhöht wird.

Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris) auf der Streuobstwiese Herrengarten im Biosphärenreservat Thüringer Wald.
Fotos: © Thomas Linde

 

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild: Blühende Wiesenpflanzen / © Anja May / Nationale Naturlandschaften e. V.