Wo Brennnesseln gedeihen ist der Boden stickstoffreich. Sie besitzen somit eine Zeigerfunktion für die Beschaffenheit des Bodens. Die Brennnessel ist äußerst anspruchslos. Man findet sie häufig als sogenannte Ruderalvegetation auf Flächen, die früher einmal genutzt wurden und dann lange brach lagen, wie auf unserer Projektfläche in Weilheim an der Teck im Biosphärengebiet Schwäbische Alb.

Brennnesseln sind die Kinderstuben für viele Schmetterlingsarten, da sich ihre Raupen von den Blättern ernähren. Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, C-Falter, Landkärtchen und der Admiral nutzen die stickstoffliebende Pflanze als Futter für ihre Raupen. Daher werden diese Falter auch als „Brennnesselfalter“ bezeichnet.

Der Nachwuchs des Admirals ist ausschließlich auf diese Pflanze angewiesen. Diese Schmetterlingsart besitzt auffällige rote „Binden“ und hat eine Flügelspannweite von bis zu sechs Zentimetern. Er ist ein echter Langstreckenflieger und kann über tausend Kilometer zurücklegen, um im warmen Süden zu überwintern. Die Klimaerwärmung hat dazu geführt, dass er als Winterquartier mittlerweile sogar den Süden Deutschlands aufsucht und nicht mehr, wie noch vor ein paar Jahren, die Alpen überquert. Als Nahrungsquelle bevorzugt er nektarreiche Futterpflanzen wie Bartblume, Lavendel, Thymian oder Sonnenhut.

Im Mai und Juni ist der Edelfalter besonders häufig zu beobachten, da in diesem Zeitraum die Paarungszeit liegt. Die Eier legt das Weibchen an Brennnesseltrieben ab. Vom grünlichen Ei über die Raupe, die bräunliche, unscheinbare Puppe bis zum geschlechtsreifen Falter vergehen fast drei Monate. Die Raupe baut sich aus dem Brennnesselblatt eine tütenförmige Behausung, in der sie sich auch verpuppt. Nach etwa 14 Tagen schlüpft der fertige Schmetterling. Zur Stärkung vor seiner Überwinterungsreise in den Süden tut er sich auch gern am Fallobst von Streuobstwiesen gütlich. Manchmal kann man mehrere Falter gleichzeitig beobachten, wie sie sich am gärenden Saft auf den am Boden verfaulenden Äpfeln, Birnen oder Zwetschgen laben.

Der C-Falter saugt ebenfalls gern am liegen gebliebenen Fallobst. Man trifft ihn vom Frühling bis in den Herbst hinein auf der Streuobstwiese an. Ebenso wie der Admiral legt das Weibchen des C-Falters seine Eier bevorzugt an Brennnesseln ab. Wilde Ecken auf der Streuobstwiese sind daher wichtig, um den Schmetterlingen geeignete Eiablageplätze zu reservieren. Durch zeitlich angepasste Mähtermine bleiben den Schmetterlingen die Nahrungspflanzen erhalten und ihre Entwicklungsstadien werden nicht gestört. Bei der Ernte bleibt auch immer etwas Obst liegen, worüber sich die Insekten freuen.

Admiral / Foto: © Stephanie Schubert / Nationale Naturlandschaften e. V.
C-Falter / © Martin Kremer

 

 

 

 

 

 

Titelbild: Brennnesseln / © Katja Arzt / Nationale Naturlandschaften e. V.