Schutzgebietsmanagement & Naturschutz

Naturlandschaft
Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle
Leiterin Schutzgebietsmanagement & Naturschutz | Stellvertretende Geschäftsführerin
Anja May
Anja May
Fachreferentin Schutzgebietsmanagement & Naturschutz / Nationalparke & Wildnis
Anna Bach
Anna Bach
Fachreferentin Schutzgebietsmanagement & Naturschutz / Biosphärenreservate
Wir sind davon überzeugt, dass ein qualitativ hochwertiges Schutzgebietsmanagement, handlungsfähige Schutzgebietsverwaltungen, dynamischer Wissenstransfer und bestmöglich ausgebildete Mitarbeiter:innen die Grundpfeiler für einen gelungenen großflächigen Naturschutz in den Nationalen Naturlandschaften sind. Naturschutz ist Ländersache, jedoch kennt Natur keine Grenzen. Als Dachverband setzen wir uns für eine stetige Qualitätssicherung und -steigerung im Schutzgebietsmanagement und Naturschutz ein. Wir fördern bundesweit abgestimmte, möglichst einheitliche und laufend optimierte Arbeitsmethoden sowie einen gezielten Ausbau und Austausch von Expertise. Dabei setzen wir uns für die Aufbereitung von kategoriespezifischem Fachwissen ebenso ein wie für die Erarbeitung gemeinsamer Positionen als wichtigen Beitrag zur Lobbyarbeit und Politikberatung des Verbandes.

Im Überblick – die Bereichsarbeit

Das Team im Bereich Schutzgebietsmanagement & Naturschutz bearbeitet Projekte, Programme und Anfragen zu allem, was mit Qualitätssicherung und -steigerung der Nationalen Naturlandschaften zusammenhängt. Wir stehen der Mitgliedschaft mit Rat und Tat zur Seite und geben Auskunft über naturschutzfachliche Themen und beantworten Fragen rund um das Management von Schutzgebieten. Dabei berücksichtigen wir die Expertisen der Mitgliedschaft und orientieren uns an deren Bedarfen. Den fachlichen Input, den wir gern aufgreifen und möglichst in zukünftige Projekte und Programme einfließen lassen, erhalten wir auch aus den Arbeitsgruppen des Dachverbands, zum einen aus den drei Struktur-AGs Nationalparke, Biosphärenreservate und Naturparke und zum anderen aus den Fach-AGs Forschung & Monitoring sowie Schutzgebietsbetreuung. Wir übernehmen hier gern die Koordination des großen Netzwerks.

Dr. Neele Larondelle leitet den Bereich sowie die Koordinierungsstelle des Integrativen Monitorings und repräsentiert den Dachverband im Koordinierungsrat des biosphere.center, im Vorstand des Vereins für ökologische und ökosystemare Langzeitforschung LTER-Deutschland und im neuen Verein zur Digitalisierung der Regeln zur Nutzung der Natur Digitize the Planet. Außerdem ist sie für das Projekt BR-Connect und die Tagungsreihe „Biosphärenreservate International“ verantwortlich. Bei beidem wird sie von Stephanie Schubert unterstützt.

Anja May vertritt im Team die Themen Nationalparke und Wildnis. Sie leitet mit der Überarbeitung der Qualitätskriterien und -standards für deutsche Nationalparke ein Schlüsselprojekt zur Qualitätssicherung. Des Weiteren kümmert sie sich um Wildnisgebiete innerhalb der NNL-Familie und repräsentiert den Dachverband in der Initiative „Wildnis in Deutschland“. Zusätzlich ist sie aufgrund ihres beruflichen und sprachlichen osteuropäischen Kontextes sehr gern der Einladung des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland in der Russischen Föderation gefolgt und hat Ende November 2020 an einem digitalen „Kaminabend“ zum Thema Ökotourismus und Schutzgebietsreform in Russland teilgenommen. Die russische Seite war sehr interessiert an unseren Erfahrungen mit Naturerleben, Naturtourismus und naturverträglichem Reisen in den Nationalen Naturlandschaften. Für uns war es sehr spannend, in Richtung Osten zu schauen und mehr über die geplante Öffnung der russischen Schutzgebiete für den Ökotourismus zu erfahren– wobei wir diese Entwicklung auch mit einer gewissen Sorge sehen.

Anna Bach hat durch ihre Mitarbeit im Projekt „Integratives Monitoring der Großschutzgebiete“ eine hervorragende Übersicht über die vorhandenen Daten über die deutschen Nationalparke und Biosphärenreservate und ist damit unsere „Datenkrake“. Außerdem ist sie Ansprechpartnerin für das Thema Biosphärenreservate und leitet folgerichtig auch das Projekt „BROMMI – Biosphärenreservate als Modelllandschaften für den Insektenschutz“. Seit November 2020 wird sie von Sonja Miller während ihrer Elternzeit vertreten.

Integratives Monitoring der Großschutzgebiete

Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle

Der Prozess, ein bundesweites Integratives Monitoring in den Nationalen Naturlandschaften aufzubauen, wurde 2008 mit der Entwicklung der Indikatoren angestoßen und befindet sich seit 2017 in der Umsetzung. 32 Verwaltungen von Nationalparken und Biosphärenreservaten haben die Ersterhebung nun abgeschlossen und der nächste große Schritt zur Digitalisierung des Datenmanagementsystems wurde 2020 mit voller Kraft vorangetrieben.


Ziele des Vorhabens Das Integrative Monitoring wird in 13 Nationalparken und 14 Biosphärenreservaten implementiert und soll kontinuierlich fortgeführt werden. Ziel sind die langfristige Qualitätssicherung des deutschen Schutzgebietssystems und die Erfüllung internationaler und nationaler Berichtspflichten. Gleichzeitig wird damit eine bundeseinheitliche Übersicht über die Entwicklung der einzigartigen Lebensräume der Nationalen Naturlandschaften geschaffen, die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Aspekte miteinander verbindet. Nach Projektablauf soll das Monitoring durch die Länder weiter finanziert werden. Nationaler Gesamtbericht Gut beschäftigt hat uns 2020 die Erstellung des nationalen Gesamtberichts. Es galt, Daten zu 42 Indikatoren von insgesamt 32 Verwaltungsstellen von Nationalen Naturlandschaften auszuwerten und sinnvoll zu beschreiben bzw. grafisch darzustellen. Wir haben den Bericht ausführlich mit dem Auftraggeber abgestimmt und erfolgreich abgeschlossen. Unsere neue Datenbank Des Weiteren haben wir die Online Marketing Agentur „digitaleheimat“ bei der Erstellung eines webbasierten Datenmanagementsystems begleitet. Alle Eingabeformulare sind final umgesetzt und können online ausgefüllt werden. Durch ein zweifaches Prüfsystem sowie technische Validierungen sollen von nun an manuelle Eingabefehler verhindert werden. Zudem können nun die Ergebnisse der Auswertungen direkt online angezeigt werden. Außerdem nimmt die von BMU/BfN mit der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung (LANA) im Laufe des Jahres verhandelte Verwaltungsvereinbarung zur Fortführung des Integrativen Monitorings nach mehreren Abstimmungsrunden nun Gestalt an und soll 2021 unterschrieben werden. Wie geht es 2021 weiter? Im kommenden Jahr werden wir uns mit der Umsetzung der Anforderungen des Umweltinformationsgesetzes (UIG) und der INSPIRE-Richtlinie beschäftigen. Gemeinsam mit dem Auftraggeber und der IT-Agentur wollen wir Vorschläge erarbeiten, wie wir den rechtlich verbindlichen Rahmen benutzer:innenfreundlich umsetzen, Auswertungen öffentlich zugänglich machen und so den Datenschatz des Integrativen Monitorings für die interessierte Öffentlichkeit bereit zu stellen.

LTER-Malaisefallen-Projekt

Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle

Im Frühjahr 2019 startete LTER-D ein deutschlandweites Projekt mit Malaisefallen, um im Zusammenhang mit dem mittlerweile gut dokumentierten Insektenschwund Daten zur Artenvielfalt und Bestandsentwicklung in typischen Habitaten in Deutschland zu sammeln. Da LTER-D eng mit Nationale Naturlandschaften e. V. zusammenarbeitet, setzen sich die Projektbeteiligten aus beiden Netzwerken zusammen.


Fallensaison 2020

Das Malaisefallen-Projekt wurde 2020 weitergeführt, um schließlich auch mehrjährige Vergleiche der Biomasse und der Zusammensetzung der Fluginsekten-Populationen zu ermöglichen. In Regionen Deutschlands, die im laufenden Projekt bisher unterrepräsentiert waren (weite Teile Niedersachsens und Bayerns), sollen zusätzliche Standorte zur Aufstellung weiterer Malaisefallen identifiziert werden, um diese Lücken zu schließen und eine bessere Flächenabdeckung zu erzielen.

Wir konzentrieren uns auf die typischen Habitate in Deutschland in der Reihenfolge

(1) Agrarlandschaften

(2) Naturnahe Wälder

(3) Auenwälder und Auengrünland

(4) Sonderlebensräume, die typisch für bestimmte LTER-Gebiete oder Nationale Naturlandschaften sind

Insgesamt wurden über das Projekt rund 70 Malaisefallen in Deutschland aufgestellt.

Die Fallen sind von April bis Oktober aktiv und werden in 14-tägigem Abstand geleert (ergibt 15 Proben pro Falle und Jahr). Nach dem Ende der Fallensaison wird die Biomasse der Insekten zentral vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt/M. (Standort Gelnhausen) bestimmt.

Wie geht es 2021 weiter?

Das Malaisefallen-Programm wird im April 2021 mit der Aufstellung der Fallen fortgeschrieben. Es wird also eine nächste Fallensaison geben.

Darüber hinaus wurden Projektmittel akquiriert, um einen ersten Teil der vorhandenen Proben mit genetischen Methoden im Hinblick auf Arten und Abundanzen weiter auszuwerten (Meta-Barcoding).

Digitale Besucherlenkung und Digitize the Planet e. V.

Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle

Besucher:innenlenkung wird seit Jahrzehnten praktiziert. Für die Nationalen Naturlandschaften ist hierbei die digitale Lenkung von stetig wachsender Relevanz. Beginnend mit der Vorstandstätigkeit bei Digitize the Planet e. V. Anfang 2020 hat der Dachverband hier nun zunehmend thematische Vernetzungsarbeit geleistet und eigene Expertise aufgebaut.


Akuter Handlungsbedarf

Immer mehr Besucher:innen der Nationalen Naturlandschaften informieren sich schon im Vorfeld ihres Aufenthalts über digitale Medien, Webrecherchen, Tourenplattformen und Apps. Auch für die Navigation vor Ort sind Smartphone und App mittlerweile fast genauso wichtig wie Wegweiser im Gelände und analoge Kartenwerke.

Regeln und Gebote, die in den Nationalen Naturlandschaften gelten, finden hierbei selten bis nie Eingang in die digitalen Plattformen, von Nutzer:innen hochgeladene und nicht geprüfte Routen führen sogar nicht selten über gesperrte Wege, querfeldein oder zu nicht offiziellen Aussichtspunkten.

Viele Diskussionsrunden zwischen Vertreter:innen aus dem Naturschutz, dem Natursport und aus Unternehmen darüber, wer für die Richtigkeit und Legalität von digitalen Informationen verantwortlich und zuständig ist, haben dennoch zu keiner greifbaren Lösung geführt.

Digitize the Planet e.V.

Im März 2020 gründeten daher Vertreter:innen aus dem Tourismus, dem Natursport und von Outdoor-Plattformen gemeinsam mit Vertreter:innen aus dem Naturschutz den Verein „Digitize the Planet“, um diese Lücke zu schließen. Gemeinsam mit dem Büro BTE Tourismus- und Regionalberatung, der Plattform Outdooractive und dem Mountainbike Tourismusforum Deutschland (MTF) bringt sich Nationale Naturlandschaften e. V. aktiv im Vorstand ein und gestaltet die Arbeit des Vereins von Beginn an mit. Ziel des Vereins ist es, die geltenden Regeln und Gebote für die Nutzung der Natur zu digitalisieren, als Opendata zugänglich zu machen und zu verbreiten. Schon 2020 konnten durch die rege Beteiligung der Nationalen Naturlandschaften erste Datenstrukturen aufgebaut und geprüft werden. Zahlreiche digitale Dialoge mit Stakeholdern begleiten die Arbeit des Vereins und bieten einen hohen Grad an Transparenz.

Austauschveranstaltung

Viele Nationale Naturlandschaften haben sich eigenes grundlegendes Wissen rund um das digitale Besucher:innenmanagement angeeignet und bereits spannende Projekte umgesetzt. In einer ersten, gemeinsam mit dem VDN ausgerichteten Austauschveranstaltung haben mehr als 100 Teilnehmer:innen sowohl über einzelne herausragende Projekte als auch über gemeinsame Probleme diskutiert.

Wie geht es 2021 weiter?

Wir werden den Verein „Digitize the Planet“ weiter bei seiner Grundlagenarbeit begleiten und insbesondere die Interessen der Nationalen Naturlandschaften vertreten. Durch verschiedene Projektanträge und Spenden sollen die Einnahmen vervielfacht werden, sodass die brennenden Aufgaben mit mehr Personal und damit auch mit mehr Geschwindigkeit in angegangen werden können.

Weitere Austauschveranstaltungen zu technischen und operativen Aspekten der Bearbeitung von OpenStreetMap-Daten sind geplant und lassen einen inspirierenden Austausch zu erfolgreich umgesetzten Projekten in den Nationalen Naturlandschaften erwarten. Wir sind schon sehr gespannt.

Wildnis in den Nationalen Naturlandschaften

Anja May
Anja May

Die Entstehung von Wildnis wird unter dem Motto „Natur Natur sein lassen“ in den Kernzonen der Nationalparke und ausgewählter Biosphärenreservate gefördert. Doch auch wir als Dachverband bemühen uns, dass die Zahl der Wildnisgebiete unter unserem Dach größer wird. Als Mitglied der Initiative „Wildnis in Deutschland“ brachten wir uns darüber hinaus auch in den fachlichen und politischen Dialog rund um das Thema Wildnis ein.


Aktivitäten mit der Initiative „Wildnis in Deutschland“

Ein Meilenstein im Jahr 2020 war die „Agenda für Wildnis“. Die deutliche Verfehlung des 2 %-Wildnisziels der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) war für die Mitglieder der Initiative „Wildnis in Deutschland“ Anlass, ressortübergreifende Forderungen für mehr Wildnis an die Politik zu richten. Neben den klassischen Naturschutzaufgaben wie „Wildnis ermöglichen“ und „Wildnis schützen“ fordern wir mit „Wildnis verzahnen“ stärkere Synergien mit Klimaschutz, Hochwasserschutz und Bergbausanierung. Uns geht es aber auch darum, unter dem Stichwort „Wildnis honorieren“ Anreize für Flächenbesitzer zu schaffen sowie ein Monitoring zu implementieren „Von Wildnis lernen“). Christian Unselt, Vorstandsmitglied des Dachverbands und Vorsitzender der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe, stellte am 2. Dezember 2020 auf der Onlinetagung „Wildnis im Dialog – Wildnis ist Zukunft“ den mehr als 100 Teilnehmenden die Forderungen und Anregungen der Initiative „Wildnis in Deutschland“ vor. Die „Agenda für Wildnis“ ist über die gemeinsame Webseite der Initiative https://wildnisindeutschland.de/agenda/ abrufbar.

Seit 2014 gibt es die Tagungsreihe „Wildnis im Dialog“. Aufgrund der Corona-Pandemie fand sie 2020 als reine Online-Veranstaltung statt. Neben der Vorstellung der „Agenda für Wildnis“ berichtete der Bund über den aktuellen Stand der Umsetzung der Wildnisziele der NBS sowie über den neu eingerichteten Wildnisfonds.

Seit Ende des Jahres gibt es auch einen gemeinsamen Newsletter. Der Newsletter soll eine breitere Unterstützerbasis für das Thema Wildnis in Deutschland schaffen, für Wildnis begeistern, über aktuelle Entwicklungen informieren, und somit auch zu mehr Besuchen auf der gemeinsamen Webseite https://wildnisindeutschland.de/ führen. Die Anmeldung erfolgt unter dem Link https://wildnisindeutschland.de/newsletter/.

Erweiterung der Wildnis-Familie in den NNL

Das Wildnisgebiet „Königsbrücker Heide“ ist seit 2016 das erste und einzige zertifizierte Wildnisgebiet der NNL. Die Strategiesitzung am 20./21. Oktober 2020 setzte das Thema deshalb auf die Tagesordnung. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die 2018 beschlossenen Qualitätsstandards für NNL-Wildnisgebiete, die insbesondere bei der Mindestgröße strenger gefasst sind als die Wildniskriterien des Bundes, nicht nach unten korrigiert werden sollen und dass die NNL-Wildnisgebiete ein wichtiger Bestandteil der NNL-Familie seien, da sie viel konsequenter als andere Schutzgebietskategorien das Thema Wildnis umsetzen können. Als Ziel für 2021 wurde daher gesetzt, neue Bemühungen zu unternehmen, um die Wildnis-Familie in den NNL zu erweitern. Entsprechende Schritte wurden beschlossen.

Wie geht es 2021 weiter?

Auch im nächsten Jahr werden wir uns in die Aktivitäten der Initiative „Wildnis in Deutschland“ einbringen.

Gleich zu Beginn des Jahres wollen wir uns zusammensetzen und einen konkreten Arbeits- und Zeitplan zur Umsetzung der Beschlüsse der Strategiesitzung entwerfen und diesen natürlich Schritt für Schritt umsetzen.

Der aktuelle Entwurf zur NSG-VO „Wildnisgebiet Königsbrücker Heide“ soll im Frühjahr 2021 endlich ins Verfahren gehen. Damit würde eine Antragstellung als internationales Wildnisgebiet nach IUCN-Kategorie Ib („wilderness area“) näher rücken.

Weiterentwicklung der Qualitätskriterien und -standards für deutsche Nationalparke

Anja May
Anja May
Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle

Ziel des Vorhabens ist es, die seit 2008 bestehenden Kriterien und Standards zur Bewertung der Managementqualität der deutschen Nationalparke zu überarbeiten und ggf. um aktuelle Themen zu erweitern. Das Jahr 2020 war geprägt von zahlreichen Diskussions- und Abstimmungsrunden, in denen wir um viele Formulierungen rangen – mit Erfolg. Mit dieser Arbeit unterstützen wir die Nationalparkverwaltungen bei der Sicherung und Verbesserung des Qualitätsmanagements in ihren Gebieten.


Das Vorhaben

Anhand eines vorab entwickelten Qualitätssets wurde in den Jahren 2009 bis 2012 die Managementqualität der deutschen Nationalparke erstmals evaluiert. Von 2015 bis 2018 erfolgte eine Zwischenerhebung des Umsetzungsstandes der Handlungsempfehlungen. Bei der Anwendung der Qualitätskriterien und -standards sowie des Fragenkatalogs wurde deutlich, dass sie noch Schwächen aufweisen und vor der nächsten Evaluierung überarbeitet und weiterentwickelt werden sollten.

Wesentliches Ziel des Mitte 2019 gestarteten und vom Bund geförderten Forschungs- und Entwicklungsvorhabens (F+E-Vorhaben) ist die Optimierung der bestehenden Qualitätskriterien und -standards u. a. durch die Reduzierung von Redundanzen. Des Weiteren soll der Fragenkatalog angepasst und damit der Aufwand der Datenerfassung für die Nationalparkverwaltungen verringert werden. Dabei gilt es, einerseits die Anschlussfähigkeit der neuen Kriterien und Standards an die bestehenden zu erhalten, um weiterhin eine Vergleichbarkeit der Evaluierungsergebnisse zu gewährleisten. Andererseits sollen auch Synergien zum Integrativen Monitoring der Großschutzgebiete hergestellt sowie aktuelle Herausforderungen und neuere (inter)nationale Entwicklungen berücksichtigt werden.

In das Jahr 2020 starteten wir mit einem ersten zweitägigen Workshop Ende Januar in Eisenach. Zu der Zeit konnten wir noch nicht ahnen, dass dies unsere einzige Veranstaltung im gewohnten Rahmen sein würde. Ab März fanden aufgrund der Corona-Beschränkungen alle Workshops nur noch online statt. Dies stellte uns nicht nur technisch vor Herausforderungen. Auch physisch waren die Online-Meetings, die sich aufgrund des großen Diskussions- und Abstimmungsbedarfs meist über mehrere Tage erstreckten, sehr anstrengend. Wir diskutierten die Inhalte sehr intensiv, mitunter auch kontrovers, und rangen buchstäblich um jede Formulierung sowohl bei den Qualitätsstandards als auch dem Fragenkatalog – mit Erfolg. Bis zum Jahresende konnten wir die Formulierungen der Qualitätsstandards und Evaluierungsfragen mit den Projektbeteiligten mehrheitlich abstimmen.

Weitere Aktivitäten 2020

Im Januar hatten wir Gelegenheit, auf einem Fachverwaltungslehrgang der Landespflege-Referendare des Bundes die Nationalen Naturlandschaften, unseren Dachverband sowie den Prozess der Nationalparkevaluierung vorzustellen. Das Referendariat der Landespflege ist eine Fortbildung in Form eines zweijährigen Vorbereitungsdienstes für den höheren technischen Verwaltungsdienst im Bereich Naturschutz und Landschaftspflege. Die Nationalen Naturlandschaften und deren Verwaltungen leisten einen wichtigen Beitrag für einen zukunftsfähigen Naturschutz. Uns war es deshalb wichtig, dieses Anliegen direkt an die zukünftigen Entscheidungsträger heranzutragen.

Wie geht es 2021 weiter?

Das Vorhaben soll noch bis Ende Mai 2021 fortgesetzt werden. Gleich zu Beginn des Jahres wird der Bund die Qualitätskriterien und -standards in einem Bund-Ländergespräch vorstellen und den Ländern die Möglichkeit zur Stellungnahme geben, sodass sie auf der anschließenden Frühjahrssitzung der Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung (LANA) verabschiedet werden können.

Das komplette Qualitätsset inklusive Fragenkatalog soll in deutscher und englischer Sprache veröffentlicht werden.

Schlag auf Schlag geht es weiter. Noch im Herbst 2021 soll die nächste Evaluierung aller deutschen Nationalparke starten. Ein entsprechendes F+E-Vorhaben ist im Ressortforschungsplan 2021 eingestellt.

biosphere.center

Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle

Die Partnerschaft zwischen Nationale Naturlandschaften e. V., der Michael Succow Stiftung und der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde schafft eine breite Basis an Wissen und Erfahrung und bildet so die Grundlage für innovative Strategien zur Förderung und Entwicklung der Biosphärenreservate. Im Jahr 2020 standen vor allem die Konzeption einer Fortbildungsreihe und das Projekt BR Connect im inhaltlichen Fokus der Partnerschaft.


BR Connect

Besonders das Projekt BR Connect, in dem alle drei Kooperationspartner des biosphere.center beteiligt waren, hat die Zusammenarbeit dieses Jahr geprägt. Außerdem wurde 2020 genutzt für eine breit angelegte Befragung nach Fortbildungsbedarfen der deutschen Biosphärenreservatsverwaltungen. Auf der daraus entstandenen Liste stehen unter anderem klimaneutrale Landnutzung und lokale Klimafolgenanpassung als Themen mit besonderem Fortbildungsbedarf ganz oben. In den kommenden Monaten soll aus der Themensammlung eine Weiterbildungsreihe mit Theorie- und Praxisangeboten für Mitarbeitende in Biosphärenreservaten entstehen.

BROMMI – Biosphärenreservate als Modelllandschaften für den Insektenschutz

Anna Bach
Anna Bach

In den UNESCO-Biosphärenreservaten Mittelelbe, Bayerische Rhön, Schaalsee, Schorfheide-Chorin und Schwarzwald geht’s ran an Acker und Wiese: Dort erproben und evaluieren der WWF Deutschland, die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.  und Nationale Naturlandschaften e. V. Maßnahmen zum Insektenschutz gemeinsam mit interessierten Landwirt:innen und vielfältigen Partner:innen der Biosphärenreservate und deren Verwaltungen.


Biosphärenreservate als Modelle für Insektenschutz

Das Insektensterben, begünstigt durch die intensive Bewirtschaftung von Wiesen und Feldern und den großflächigen Einsatz von Pestiziden, hat auch in Deutschland ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht. Mit dem Aktionsprogramm Insektenschutz will die Bundesregierung dem Insektenrückgang Einhalt gebieten. UNESCO-Biosphärenreservaten, als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung, wird dabei besondere Aufmerksamkeit zuteil – stehen sie doch exemplarisch als Wegbereiter für die Integration von Schutz und nachhaltiger Nutzung von Landschaften. Im Projekt „BROMMI – Biosphärenreservate als Modelllandschaften für den Insektenschutz“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützen wir fünf Biosphärenreservate auf ihrem Weg hin zu Modellregionen für den Insektenschutz. In einem gemeinschaftlichen Prozess mit unseren Projektpartnern, den Verwaltungen der Biosphärenreservate und vielseitigen Landnutzer:innen entwickeln, erproben und evaluieren wir in den kommenden fünf Jahren Lösungswege für den Schutz und die Förderung der Insektenfauna. Am Ende sollen tragfähige und übertragbare Modelle zum Schutz von Insekten stehen, die ihre Umsetzung auch in weiteren Regionen finden. BROMMI leistet so einen wichtigen Beitrag zur flächendeckenden Etablierung einer insektenfreundlichen Landnutzung in Deutschland.

Insektenschutz – eine gemeinsame Herausforderung

Letztendlich sind es die Landwirt:innen, die bei ihren täglichen Entscheidungen insektenfördernd agieren sollen. Im Fokus des Projekts stehen deshalb nicht nur die naturschutzfachlichen Potenziale der Insektenschutzmaßnahmen, sondern auch, wie sie sich in die Praxis der beteiligten Flächenbewirtschafter:innen einfügen lassen und welche wirtschaftlichen Folgen ihre Umsetzung mit sich bringt. Wir benötigen also ein hinreichendes Verständnis davon, was aus Sicht der Landwirt:innen bei der künftigen Ausgestaltung insektenfördernder Maßnahmen besonders wichtig ist. Gemeinsam mit dem ZALF führten wir Telefoninterviews mit Landwirt:innen in den Biosphärenreservaten durch, die uns tiefgründige Einblicke in die täglichen Herausforderungen eines landwirtschaftlichen Betriebes und somit wichtige Erkenntnisse für eine gelingende Zusammenarbeit im weiteren Projektverlauf lieferten.

Aktive Gestaltung des Wissenstransfers

Im ersten Projektjahr etablierten wir Austauschformate zu wechselnden Schwerpunktthemen, um den Wissenstransfer und den Erfahrungsaustausch innerhalb des Projektteams sicherzustellen. Den Start machten im September zwei Projektmitarbeiter vom WWF aus dem Biosphärengebiet Schwarzwald und dem Biosphärenreservat Mittelelbe, die ihre Expertise zum Thema „Insektenschutzmaßnahmen auf öffentlichen Grünflächen“ teilten. Im November konnte eine Mitarbeiterin der Biosphärenregion Berchtesgadener Land als Expertin für das Thema „Schulung von Bauhofmitarbeiter:innen zur Umsetzung von insektenfreundlicher Pflege der betreuten Strukturen“ gewonnen werden.

Wie geht es 2021 weiter?

Blühstreifen, Brachflächen, Gehölzsäume, Bepflanzung von Straßenrändern, optimierte Düngung – mit den entwickelten Insektenschutzmaßnahmen geht es 2021 in die praktische Umsetzung. Die gezielte Einbeziehung von regionalen Akteur:innen, zu denen vor allem Landwirt:innen, Unterhaltungs- und Pflegeverbände, Kommunen, Straßenmeistereien sowie Wasser- und Bodenverbände zählen, ist dabei von entscheidender Bedeutung, damit die flächendeckende Etablierung von Insektenschutzmaßnahmen gelingt. Doch wie können wir unterschiedliche Gruppen von Flächennutzer:innen erfolgreich in diesen Prozess integrieren? Gemeinsam mit den beteiligten Biosphärenreservaten werden wir 2021 Handlungsstrategien erarbeiten, um relevante Akteursgruppen zielgenauer ansprechen und für unsere gemeinsame Sache – den Insektenschutz – überzeugen zu können.

Unterstützung der deutschen Biosphärenreservate bei der internationalen Vernetzung – BR Connect

Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle

Wie werden internationaler Austausch, Zusammenarbeit und Kooperation zu einem Erfolg? Damit beschäftigt sich das Projekt „BR Connect – Unterstützung der deutschen Biosphärenreservate bei der internationalen Vernetzung sowie beim effizienten und wirksamen Nutzen der Chancen internationaler Zusammenarbeit“.


Workshop mit intensivem Erfahrungsaustausch

Im Februar 2020 trafen sich 22 Kolleg:innen aus 12 Biosphärenreservatsverwaltungsstellen, den Projektpartnerorganisationen, dem BfN und der deutschen UNESCO-Kommission zu einem Workshop im Landratsamt Fulda. Ziel des Workshops war es, den Erfahrungsaustausch anzuregen und gemeinsam die nötige Unterstützung für die internationale Vernetzung deutscher Biosphärenreservate zu definieren. Den Auftakt machte die Dozentin Schumann-Stöckert der internationalen DAAD-Akademie mit einem Input zum Thema „Interkulturelle Kompetenzen – Interkulturelle Kommunikation“. Uns allen wurde hier eindrücklich vor Augen geführt, welch geringen Anteil „gesprochene Wörter“ an unserer Kommunikation haben. Unter anderem wurde uns der Unterschied zwischen nonverbaler und paraverbaler Kommunikation erklärt. Im Anschluss gab es reichlich Zeit für die illustrierte Auswertung vorangegangener Interviews mit Leiter:innen und Mitarbeiter:innen deutscher Biosphärenreservate zu den Erfahrungen internationaler Zusammenarbeit.

Internationaler Austausch

Der begleitete Erstkontakt von drei deutschen Biosphärenreservatsverwaltungen mit ausländischen Partnern, der ursprünglich im Projekt geplant war, fand leider wegen der Corona-Pandemie nicht statt, eine erste Anbahnung konnte aber glücklicherweise in den meisten Fällen realisiert werden.

Leitfaden, Broschüre und Dokumente

Im Rahmen des Projekts ist ein umfangreicher Leitfaden mit Checklisten entstanden, in den die wichtigsten Punkte für eine erfolgreiche internationale Vernetzung eingeflossen sind. Zusätzlich wurden Basisinformationen zu den bundesweit in allen Biosphärenreservaten laufenden Programmen Junior Ranger, Ehrensache Natur und Partner der Nationalen Naturlandschaften in vier Sprachen übersetzt. Diese Dokumente können nun für internationale Partnerschaften genutzt werden. Außerdem wurde die englischsprachige Broschüre „Biosphere reserves – in touch with nature“ komplett überarbeitet und neu aufgelegt.

Es ist angedacht, alle Projektergebnisse im Anschluss an das Projekt für alle BR-Verwaltungen über das Intranet zugänglich zu machen.

Tagungsreihe „Biosphärenreservate International“

Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle

Nationale Naturlandschaften e. V. unterstützt die Michael Succow Stiftung bei der Organisation einer dreiteiligen Tagungsreihe zu aktuellen und brisanten Fragen der ökologischen Situation sowie des nachhaltigen Wirtschaftens europäischer UNESCO-Biosphärenreservate. Durch drei Veranstaltungen mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten in den Jahren 2019 bis 2022 soll das länder- und staatenübergreifende Netzwerk der europäischen Biosphärenreservate ausgebaut und die internationale Zusammenarbeit gestärkt werden.


Partizipation in europäischen Biosphärenreservaten

Nachdem wir uns in der ersten Veranstaltung im Jahr 2019 mit dem Thema „Insektenschutz“ befasst hatten, wollten wir uns im April 2020 auf der Insel Vilm dem spannenden Thema „Partizipation“ widmen. Die Veranstaltung hatten wir schon 2019 begonnen vorzubereiten und Anfang 2020 weiter ausgefeilt.

Doch kaum waren die Einladungen verschickt und die Referent:innen eingeladen, mussten wir leider wegen der Corona-Pandemie die Veranstaltung absagen.

Wie geht es 2021 weiter?

Die Veranstaltung “Partizipation” findet nun vom 5. bis 8. Juli 2021 in Lenzen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg statt.