Aktivitäten mit der Initiative „Wildnis in Deutschland“
Ein Meilenstein im Jahr 2020 war die „Agenda für Wildnis“. Die deutliche Verfehlung des 2 %-Wildnisziels der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) war für die Mitglieder der Initiative „Wildnis in Deutschland“ Anlass, ressortübergreifende Forderungen für mehr Wildnis an die Politik zu richten. Neben den klassischen Naturschutzaufgaben wie „Wildnis ermöglichen“ und „Wildnis schützen“ fordern wir mit „Wildnis verzahnen“ stärkere Synergien mit Klimaschutz, Hochwasserschutz und Bergbausanierung. Uns geht es aber auch darum, unter dem Stichwort „Wildnis honorieren“ Anreize für Flächenbesitzer zu schaffen sowie ein Monitoring zu implementieren „Von Wildnis lernen“). Christian Unselt, Vorstandsmitglied des Dachverbands und Vorsitzender der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe, stellte am 2. Dezember 2020 auf der Onlinetagung „Wildnis im Dialog – Wildnis ist Zukunft“ den mehr als 100 Teilnehmenden die Forderungen und Anregungen der Initiative „Wildnis in Deutschland“ vor. Die „Agenda für Wildnis“ ist über die gemeinsame Webseite der Initiative https://wildnisindeutschland.de/agenda/ abrufbar.
Seit 2014 gibt es die Tagungsreihe „Wildnis im Dialog“. Aufgrund der Corona-Pandemie fand sie 2020 als reine Online-Veranstaltung statt. Neben der Vorstellung der „Agenda für Wildnis“ berichtete der Bund über den aktuellen Stand der Umsetzung der Wildnisziele der NBS sowie über den neu eingerichteten Wildnisfonds. Seit Ende des Jahres gibt es auch einen gemeinsamen Newsletter. Der Newsletter soll eine breitere Unterstützerbasis für das Thema Wildnis in Deutschland schaffen, für Wildnis begeistern, über aktuelle Entwicklungen informieren, und somit auch zu mehr Besuchen auf der gemeinsamen Webseite https://wildnisindeutschland.de/ führen. Die Anmeldung erfolgt unter dem Link https://wildnisindeutschland.de/newsletter/. Erweiterung der Wildnis-Familie in den NNL Das Wildnisgebiet „Königsbrücker Heide“ ist seit 2016 das erste und einzige zertifizierte Wildnisgebiet der NNL. Die Strategiesitzung am 20./21. Oktober 2020 setzte das Thema deshalb auf die Tagesordnung. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die 2018 beschlossenen Qualitätsstandards für NNL-Wildnisgebiete, die insbesondere bei der Mindestgröße strenger gefasst sind als die Wildniskriterien des Bundes, nicht nach unten korrigiert werden sollen und dass die NNL-Wildnisgebiete ein wichtiger Bestandteil der NNL-Familie seien, da sie viel konsequenter als andere Schutzgebietskategorien das Thema Wildnis umsetzen können. Als Ziel für 2021 wurde daher gesetzt, neue Bemühungen zu unternehmen, um die Wildnis-Familie in den NNL zu erweitern. Entsprechende Schritte wurden beschlossen. Wie geht es 2021 weiter? Auch im nächsten Jahr werden wir uns in die Aktivitäten der Initiative „Wildnis in Deutschland“ einbringen. Gleich zu Beginn des Jahres wollen wir uns zusammensetzen und einen konkreten Arbeits- und Zeitplan zur Umsetzung der Beschlüsse der Strategiesitzung entwerfen und diesen natürlich Schritt für Schritt umsetzen. Der aktuelle Entwurf zur NSG-VO „Wildnisgebiet Königsbrücker Heide“ soll im Frühjahr 2021 endlich ins Verfahren gehen. Damit würde eine Antragstellung als internationales Wildnisgebiet nach IUCN-Kategorie Ib („wilderness area“) näher rücken.Wesentliches Ziel des Mitte 2019 gestarteten und vom Bund geförderten Forschungs- und Entwicklungsvorhabens (F+E-Vorhaben) ist die Optimierung der bestehenden Qualitätskriterien und -standards u. a. durch die Reduzierung von Redundanzen. Des Weiteren soll der Fragenkatalog angepasst und damit der Aufwand der Datenerfassung für die Nationalparkverwaltungen verringert werden. Dabei gilt es, einerseits die Anschlussfähigkeit der neuen Kriterien und Standards an die bestehenden zu erhalten, um weiterhin eine Vergleichbarkeit der Evaluierungsergebnisse zu gewährleisten. Andererseits sollen auch Synergien zum Integrativen Monitoring der Großschutzgebiete hergestellt sowie aktuelle Herausforderungen und neuere (inter)nationale Entwicklungen berücksichtigt werden.
In das Jahr 2020 starteten wir mit einem ersten zweitägigen Workshop Ende Januar in Eisenach. Zu der Zeit konnten wir noch nicht ahnen, dass dies unsere einzige Veranstaltung im gewohnten Rahmen sein würde. Ab März fanden aufgrund der Corona-Beschränkungen alle Workshops nur noch online statt. Dies stellte uns nicht nur technisch vor Herausforderungen. Auch physisch waren die Online-Meetings, die sich aufgrund des großen Diskussions- und Abstimmungsbedarfs meist über mehrere Tage erstreckten, sehr anstrengend. Wir diskutierten die Inhalte sehr intensiv, mitunter auch kontrovers, und rangen buchstäblich um jede Formulierung sowohl bei den Qualitätsstandards als auch dem Fragenkatalog – mit Erfolg. Bis zum Jahresende konnten wir die Formulierungen der Qualitätsstandards und Evaluierungsfragen mit den Projektbeteiligten mehrheitlich abstimmen.
Weitere Aktivitäten 2020
Im Januar hatten wir Gelegenheit, auf einem Fachverwaltungslehrgang der Landespflege-Referendare des Bundes die Nationalen Naturlandschaften, unseren Dachverband sowie den Prozess der Nationalparkevaluierung vorzustellen. Das Referendariat der Landespflege ist eine Fortbildung in Form eines zweijährigen Vorbereitungsdienstes für den höheren technischen Verwaltungsdienst im Bereich Naturschutz und Landschaftspflege. Die Nationalen Naturlandschaften und deren Verwaltungen leisten einen wichtigen Beitrag für einen zukunftsfähigen Naturschutz. Uns war es deshalb wichtig, dieses Anliegen direkt an die zukünftigen Entscheidungsträger heranzutragen.
Wie geht es 2021 weiter?
Das Vorhaben soll noch bis Ende Mai 2021 fortgesetzt werden. Gleich zu Beginn des Jahres wird der Bund die Qualitätskriterien und -standards in einem Bund-Ländergespräch vorstellen und den Ländern die Möglichkeit zur Stellungnahme geben, sodass sie auf der anschließenden Frühjahrssitzung der Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung (LANA) verabschiedet werden können.
Das komplette Qualitätsset inklusive Fragenkatalog soll in deutscher und englischer Sprache veröffentlicht werden.
Schlag auf Schlag geht es weiter. Noch im Herbst 2021 soll die nächste Evaluierung aller deutschen Nationalparke starten. Ein entsprechendes F+E-Vorhaben ist im Ressortforschungsplan 2021 eingestellt.