Schutzgebietsmanagement & Naturschutz

Anja May
Anja May
Fachreferentin Schutzgebietsmanagement & Naturschutz / Nationalparke & Wildnis
Anna Bach
Anna Bach
Fachreferentin Schutzgebietsmanagement & Naturschutz / Biosphärenreservate
Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle
Leiterin Schutzgebietsmanagement & Naturschutz | Stellvertretende Geschäftsführerin
Lucilia Westphal
Lucilia Westphal
Fachreferentin Schutzgebietsmanagement & Naturschutz / Nationalparke
Sonja Miller
Sonja Miller
Leiterin Unternehmenskooperationen | Vernetzungsstelle EUROPARC Federation

Unsere Vision


Wir sind davon überzeugt, dass ein qualitativ hochwertiges Schutzgebietsmanagement, handlungsfähige Schutzgebietsverwaltungen, dynamischer Wissenstransfer und bestmöglich ausgebildete Mitarbeiter*innen die Grundpfeiler für einen gelungenen großflächigen Naturschutz in den Nationalen Naturlandschaften sind. Naturschutz ist Ländersache, jedoch kennt Natur keine Grenzen. Stetige Qualitätssicherung und -steigerung im Schutzgebietsmanagement und Naturschutz zeichnen die Nationalen Naturlandschaften aus. Sie gelingen durch bundesweit abgestimmte, möglichst einheitliche und laufend optimierte Arbeitsmethoden sowie durch gezielten Ausbau und Austausch von Expertise. Dabei setzen wir uns für die Aufbereitung von kategoriespezifischem Fachwissen ebenso ein wie für die Erarbeitung gemeinsamer Positionen als wichtigen Beitrag zur Lobbyarbeit und Politikberatung des Verbandes.

Im Überblick – die Bereichsarbeit

Anja May
Anja May
Anna Bach
Anna Bach
Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle
Lucilia Westphal
Lucilia Westphal

Das Team im Bereich Schutzgebietsmanagement & Naturschutz bearbeitet Projekte, Programme und Anfragen zu allem, was mit Qualitätssicherung und -steigerung der Nationalen Naturlandschaften zusammenhängt. Wir stehen der Mitgliedschaft mit Rat und Tat zur Seite und geben Auskunft über naturschutzfachliche Themen und beantworten Fragen rund um das Management von Schutzgebieten. Dabei berücksichtigen wir die Expertisen der Mitgliedschaft und orientieren uns an deren Bedarfen. Den fachlichen Input, den wir gern aufgreifen und möglichst in zukünftige Projekte und Programme einfließen lassen, erhalten wir auch aus den Arbeitsgruppen des Dachverbands, zum einen aus den drei Struktur-AGs Nationalparke, Biosphärenreservate und Naturparke und zum anderen aus den Fach-AGs Forschung & Monitoring sowie Schutzgebietsbetreuung. Wir übernehmen hier gern die Koordination des großen Netzwerks.

Dr. Neele Larondelle leitet den Bereich sowie die Koordinierungsstelle des Integrativen Monitorings und repräsentiert den Dachverband im Koordinierungsrat des biosphere.center, im Vorstand des Vereins für ökologische und ökosystemare Langzeitforschung LTER-Deutschland und im neuen Verein zur Digitalisierung der Regeln zur Nutzung der Natur Digitize the Planet. Außerdem ist sie für die Tagungsreihe „Biosphärenreservate International“ verantwortlich.

Anja May vertritt im Team die Themen Nationalparke und Wildnis. Sie leitet das Schlüsselprojekt zur Qualitätssicherung in den deutschen Nationalparken: die im Herbst 2021 gestartete erneute Evaluierung der deutschen Nationalparke. Des Weiteren kümmert sie sich um Wildnisgebiete innerhalb der NNL-Familie und repräsentiert den Dachverband in der Initiative „Wildnis in Deutschland“.

Anna Bach hat durch ihre Mitarbeit im Projekt „Integratives Monitoring der Großschutzgebiete“ eine hervorragende Übersicht über die vorhandenen Daten über die deutschen Nationalparke und Biosphärenreservate und ist damit unsere „Datenkrake“. Außerdem ist sie Ansprechpartnerin für das Thema Biosphärenreservate und bearbeitet folgerichtig auch das Projekt „BROMMI – Biosphärenreservate als Modelllandschaften für den Insektenschutz“.

Lucilia Westphal unterstützt seit Ende 2021 den Bereich in den Projekten „Nationalparkevaluierung“ und „Integratives Monitoring der Großschutzgebiete“.

Integratives Monitoring der Großschutzgebiete

Anna Bach
Anna Bach
Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle

Der Prozess, ein bundesweites Integratives Monitoring in den Nationalen Naturlandschaften aufzubauen, wurde 2008 mit der Entwicklung der Indikatoren angestoßen und befindet sich seit 2017 in der Umsetzung. Von 32 Verwaltungen von Nationalparken und Biosphärenreservaten liegen die Ersterhebungsdaten inzwischen vor. Auch der große Schritt zur Verstetigung wurde 2022 mit der von den beteiligten Bundesländern unterschriebenen Verwaltungsvereinbarung geschafft.


Das Vorhaben

Das Integrative Monitoring wird in 13 Nationalparken und 14 Biosphärenreservaten implementiert und soll kontinuierlich fortgeführt werden. Ziel sind die langfristige Qualitätssicherung des deutschen Schutzgebietssystems und die Erfüllung internationaler und nationaler Berichtspflichten. Gleichzeitig wird damit eine bundeseinheitliche Übersicht über die Entwicklung der einzigartigen Lebensräume der Nationalen Naturlandschaften geschaffen, die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Aspekte miteinander verbindet. Mit dem Abschluss der Verwaltungsvereinbarung durch die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung (LANA) ist die Finanzierung des Monitorings über die Bundesländer gesichert.

Die Verstetigung des Monitorings

Seit dem Abschluss der Verwaltungsvereinbarung durch die LANA im Frühsommer 2022 ist aus dem Projekt „Ersterhebung des Integrativen Monitorings der deutschen Großschutzgebiete“ ein dauerhaftes, durch die Bundesländer finanziertes Programm geworden. Die Koordinierungsstelle bei Nationale Naturlandschaften e. V. hat dabei die Aufgabe, einige Indikatoren zentral über statistische Landesämter oder Geodaten zu erheben und für die Schutzgebietsverwaltungen in die Datenbank einzutragen. Außerdem befassen wir uns mit Optimierungsfragen des Indikatorensets sowie der webbasierten Datenbank.

Wie geht es 2023 weiter?

Durch die Umsetzung der Anforderungen von INSPIRE-Richtlinie und Umweltinformationsgesetz sind die Daten nun öffentlich zugänglich. Um den Datenschatz der Schutzgebiete auch für Außenstehende verständlich zu machen, haben wir uns für das Jahr 2023 vorgenommen, zusätzlich zu den laufenden Aufgaben, weiter an den Erklärungen zu den Indikatoren und den Auswertungen zu feilen.

LTER-Malaisefallen-Projekt

Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle

Im Frühjahr 2019 startete LTER-D ein deutschlandweites Projekt mit Malaisefallen, um im Zusammenhang mit dem mittlerweile gut dokumentierten Insektenschwund Daten zur Artenvielfalt und Bestandsentwicklung in typischen Habitaten in Deutschland zu sammeln. Da LTER-D eng mit Nationale Naturlandschaften e. V. zusammenarbeitet, setzen sich die Projektbeteiligten aus beiden Netzwerken zusammen.


Was wir erreicht haben

Momentan befinden wir uns im fünften Erhebungsjahr.

Wir konzentrierten uns auf die typischen Habitate in Deutschland in der Reihenfolge
(1) Agrarlandschaften
(2) Naturnahe Wälder
(3) Auenwälder und Auengrünland
(4) Sonderlebensräume, die typisch für bestimmte LTER-Gebiete oder Nationale Naturlandschaften sind.

Insgesamt wurden über das Projekt rund 70 Malaisefallen in Deutschland aufgestellt.

Die Fallen sind von April bis Oktober aktiv und werden in 14-tägigem Abstand geleert (ergibt 15 Proben pro Falle und Jahr). Nach dem Ende der Fallensaison wird die Biomasse der Insekten zentral vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt/M. (Standort Gelnhausen) vorsortiert und bestimmt.

Großer Erfolg 2021

Wir haben über das Loewe-Zentrum für translationale Biodiversitätsgenomik Gelder eingeworben, um die Proben aus 2019 und 2020 mittels Meta-Barcoding zu analysieren. Dies hat uns in die Lage versetzt nach langer Feldarbeit erste Ergebnisse zu besprechen – und die können sich sehen lassen: Mit über 33.000 Insektenarten melden wir fast die Anzahl der Arten, die aus ganz Deutschland bekannt ist. Zwar liefert der Ansatz keine Abundanzdaten und ist auf die Homogenisierung der Proben angewiesen, was eine rückwirkende Untersuchung der Exemplare und ihrer Morphologie unmöglich macht, aber diese Menge an Proben mit Millionen von Exemplaren könnte realistischerweise niemals mit der traditionellen, manuellen Sortierung und Bestimmung durch erfahrene Taxonomen analysiert werden. Zum ersten Mal ermöglicht der Ansatz eine Datengenerierung fast in Echtzeit, da der vorgestellte Arbeitsablauf die vollständige Bearbeitung von 141 Proben mit mehreren zehntausend Exemplaren durch eine einzige Person in zwei Wochen ermöglicht, einschließlich Sequenzierung und bioinformatischer Analyse, so dass sogar die Überwachung von Hunderten von Fallen in einem ganzen Land wie Deutschland möglich ist. Bei den Dipteren (Zweiflügler) melden wir sogar mehr Arten als aus Deutschland bekannt sind. Dies zeigt, dass in diesen „dunklen Taxa“ neue Arten existieren, die beschrieben und charakterisiert werden müssen.

Kompletter Preprint der Auswertung hier.

Wie geht es 2023 weiter?

Es wird eine nächste Fallensaison geben.

Darüber hinaus wollen wir uns 2023 um weitere Mittel bemühen, um ein Metabarcoding der Proben seit 2021 zu ermöglichen.

Digitale Besucherlenkung und Digitize the Planet e. V.

Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle

Die Lenkung von Besuchenden wird seit Jahrzehnten praktiziert und ist schon lange ein wichtiger Bestandteil der Arbeit in Nationalen Naturlandschaften. Bereits seit einigen Jahren bekommt die digitale Lenkung eine immer höhere Dringlichkeit. Beginnend mit der Vorstandstätigkeit bei Digitize the Planet e. V. Anfang 2020 hat der Dachverband hier nun zunehmend thematische Vernetzungsarbeit geleistet und eigene Expertise aufgebaut. 2022 haben wir eine Reihe Basisschulungen durchgeführt und den Kontakt zu den großen Outdoorplattformen komoot und Outdooractive intensiviert.


Hintergrund

Immer mehr Besucher*innen der Nationalen Naturlandschaften informieren sich schon im Vorfeld ihres Aufenthalts über digitale Medien, Webrecherchen, Tourenplattformen und Apps. Auch für die Navigation vor Ort sind Smartphone und App mittlerweile fast genauso wichtig wie Wegweiser im Gelände und analoge Kartenwerke.
Regeln und Gebote, die in den Nationalen Naturlandschaften gelten, finden hierbei selten bis nie Eingang in die digitalen Plattformen, von Nutzer*innen hochgeladene und nicht geprüfte Routen führen sogar nicht selten über gesperrte Wege, querfeldein oder zu nicht offiziellen Aussichtspunkten.

Digitize the Planet

Der gemeinnützige Verein setzt sich für die Digitalisierung von Regeln in Schutzgebieten weltweit ein. Nationale Naturlandschaften e. V. stellt mit Dr. Neele Larondelle die zweite Vorstandsvorsitzende im Verein und verleiht so den Nationalen Naturlandschaften eine Stimme.

Ein großes Förderprojekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat es möglich gemacht, zwei weitere Personalstellen zu besetzen und mit großen Schritten einen ersten Prototypen zur Dateneingabe bereitzustellen und das System durch erste Pilotgebiete testen zu lassen.

2022 wurde das Eingabe-System für alle Schutzgebiete geöffnet und viele Nationale Naturlandschaften sind hier dankenswerterweise aktiv geworden. Zahlreiche Webinare für Nationale Naturlandschaften und Outdoorsportverbände haben Digitize im Netzwerk bekannter gemacht und zu einer Verbesserung der Datenlage beigetragen.

komoot

Auf Bitte der Mitgliedschaft fand im Oktober 2021 das erste Gespräch mit der Outdoorplattform komoot statt. Vorstand und Geschäftsführung von Nationale Naturlandschaften e. V. haben mit der Leitung des Unternehmens über mögliche Schnittstellen und Konflikte mit Naturschutzregelungen gesprochen. Der regelmäßige Austausch im Jahr 2022 führte zum Erfolg: Wir haben miteinander wichtige Einigungen erzielen können:

  • Illegale Touren und Punkte in der Kernzone können nun gemeldet und dann gelöscht, bzw. privat gestellt werden.
  • Alle Nationalen Naturlandschaften können komoot kostenfrei für ihre Besucherlenkung nutzen. Eine entsprechende Schulung wurde durchgeführt und war mit über 100 Teilnehmenden aus den Verwaltungsstellen sehr gut besucht.

Outdooractive

Parallel zu komoot wurden Gespräche auch mit Outdooractive aufgenommen und 2022 intensiviert. Zwei Fokusfragen leiten die Gespräche: (1) Wie können wir Nutzer*innen informieren, wenn die angelegten Touren illegal sind. Oder anders gefragt, ist es möglich solche Touren automatisiert zu löschen bzw. gar nicht erst anlegen zu können? (2) Können Nationale Naturlandschaften auf Outdooractive selber aktiv werden, um gute Beispiele zu verbreiten und so Besuchende bestmöglich zu lenken?

Das Jahr war geprägt von konstruktiven Gesprächen und einer engen Zusammenarbeit bei Digitize the Planet. Wir haben das Jahr an einer formalen Kooperationsvereinbarung gearbeitet, die es allen Nationalen Naturlandschaften 2023 möglich machen soll, kostenfreie Outdooractive-Pro-Konten zu nutzen.

OpenStreetMap

Mit zunehmendem Austausch wird immer klarer, dass wir uns des Themas OpenStreetMap annehmen müssen. Die Wissenslage zu dem Thema ist in den Nationalen Naturlandschaften sehr heterogen. Um hier zunächst alle zu befähigen die ersten Schritte zu machen, haben wir für Januar 2023 eine zweitägige Schulung mit Joachim Kast geplant. Er ist der Ansprechpartner für Behörden bei OpenStreetMap.

Wie geht es 2023 weiter?

Wir werden den Verein „Digitize the Planet“ weiter bei seiner Grundlagenarbeit begleiten und insbesondere die Interessen der Nationalen Naturlandschaften vertreten.

Die gemeinsame Arbeit mit komoot und Outdooractive soll in eine formale Form überführt und Kooperationsvereinbarungen geschlossen werden.

Weitere Austauschveranstaltungen zu technischen und operativen Aspekten der Bearbeitung von OpenStreetMap-Daten sind geplant und lassen einen inspirierenden Austausch zu erfolgreich umgesetzten Projekten in den Nationalen Naturlandschaften erwarten. Wir sind schon sehr gespannt.

Außerdem sind wir bemüht, den Überblick über relevante Veranstaltungen und Projekte zu behalten, die die Nationalen Naturlandschaften bei der digitalen Besucherlenkung unterstützen können.

Wildnis in den Nationalen Naturlandschaften

Anja May
Anja May

Die Entstehung von Wildnis wird unter dem Motto „Natur Natur sein lassen“ in den Kernzonen der Nationalparke und ausgewählter Biosphärenreservate gefördert. Doch auch wir als Dachverband bemühen uns, dass die Zahl der Wildnisgebiete unter unserem Dach größer wird. Als Mitglied der Initiative „Wildnis in Deutschland“ brachten wir uns darüber hinaus auch in den fachlichen und politischen Dialog rund um das Thema Wildnis ein.


Erweiterung der Wildnis-Familie in den NNL

NNL-Wildnisgebiete sind ein wichtiger Bestandteil der NNL-Familie, da sie viel konsequenter als andere Schutzgebietskategorien das Thema Wildnis umsetzen können. Hierzu hat NNL e. V. 2018 Qualitätsstandards beschlossen, die insbesondere bei der Mindestgröße strenger gefasst sind als die Wildniskriterien des Bundes.

Die Entstehung von Wildnis wird unter dem Motto „Natur Natur sein lassen“ in den Kernzonen der Nationalparke und ausgewählter Biosphärenreservate gefördert. Als Dachverband bemühen wir uns, dass unter unserem Dach auch die Zahl der NNL-Wildnisgebiete größer wird. Am 21. Juli 2022 stellte die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe (NNE) den Antrag, mit dem Wildnisgebiet „Anklamer Stadtbruch“ Mitglied bei NNL e. V. zu werden. Im August führten Christian Unselt und Stefan Schwill von der NABU-Stiftung eine Eigenevaluierung durch. Am 08. September 2022 erfolgte durch Dr. Jürgen Stein eine Evaluierung vor Ort. Im Ergebnis stellte er fest, dass die NNE-Fläche die formalen Voraussetzungen erfüllt (Gesamtbewertung vom 21. September 2022). Das Wildnisgebiet unterschreite zwar mit 1.277 ha die Mindestgröße von 3.000 ha, der Schutzzweck Wildnisentwicklung/Prozessschutz könne jedoch dauerhaft gesichert werden, denn (1) handele es sich mit dem Moorgebiet mit einer Kernzone von 1.193 ha um einen naturräumlich begründeten Ausnahmefall, sodass als Mindestgröße für Prozessschutz 1.000 ha anzusetzen sind; (2) sei das Gebiet ausgesprochen kompakt, sodass Randlinieneffekte weitgehend ausgeschlossen werden können; (3) sei die Fläche selbst frei von linien- und flächenhaften Störelementen und sei auf 98 % der Fläche frei von nutzenden oder lenkenden Eingriffen (einschließlich Jagd); (4) weise das Gebiet eine beinahe optimale Pufferung gegenüber äußeren Störeinflüssen auf. Außerdem bestünden gute Voraussetzungen für eine räumliche Erweiterung des bestehenden Wildnisgebietes in Richtung 3.000 ha bzw. eine Neuausweisung weiterer großräumiger Wildnisgebiete. Auf der Mitgliederversammlung am 21. September 2022 stimmten die Mitglieder der Aufnahme des Wildnisgebiets zu. Herzlich willkommen im Kreise der NNL-Familie!

Aktivitäten mit der Initiative „Wildnis in Deutschland“

Als Mitglied der Initiative „Wildnis in Deutschland“, der inzwischen 21 Umwelt- und Naturschutzverbände sowie Stiftungen angehören, brachten wir uns darüber hinaus auch in den fachlichen und politischen Dialog rund um das Thema Wildnis ein. Seit dem Weggang von Manuel Schweiger betreut die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) zwar auch weiterhin die Initiative, es gibt jedoch mit Adrian Johst, Naturstiftung David, und Stefan Schwill, NABU-Stiftung Nationales Naturerbe, eine Doppelspitze, die sehr gut funktioniert. In regelmäßigen Abständen treffen sich die Mitglieder online, um sich über das Thema Wildnis auf Bundes- und Länderebene auszutauschen, fachliche Grundlagen zu erarbeiten, auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren etc. Auf dem Strategietreffen der Initiative am 28. Februar 2022 tauschten wir uns über eine gemeinsame Strategie aus.

Seit 2014 gibt es das Veranstaltungsformat „Wildnis im Dialog“. Mit der Tagungsreihe soll die konkrete Implementierung von Wildnisgebieten in Deutschland vorangetrieben und die Verstetigung des Fachdialogs Wildnis gewährleistet werden. Angesichts weltweiter Krisen spielen insbesondere großflächige Wildnisgebiete eine immer wichtigere Rolle für den Klima- und Biodiversitätsschutz sowie den Schutz vor häufiger auftretenden Wetterextremen. Vom 26. bis 29. September 2022 kamen auf der Insel Vilm Expert*innen aus Politik und Naturschutz zusammen, um sich dieses Mal vertiefend über das Thema „Wildnis und Wasser“ auszutauschen. Diskutiert wurden u. a. die Potenziale an Fließgewässern, Mooren und Auen für die Wildnisentwicklung und mögliche Synergien von Wildnis und Gewässer- bzw. Hochwasserschutz. Für die Konzeption der Tagung zeichneten wieder das Bundesamt für Naturschutz (BfN), die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) verantwortlich.

Seit Ende 2020 erscheint der gemeinsame Newsletter der Initiative. Der Newsletter soll eine breitere Unterstützerbasis für das Thema Wildnis in Deutschland schaffen, für Wildnis begeistern, über aktuelle Entwicklungen informieren und somit auch zu mehr Besuchen auf der gemeinsamen Webseite https://wildnisindeutschland.de/ führen. Die Anmeldung erfolgt unter dem Link https://wildnisindeutschland.de/newsletter/.

Wie geht es 2023 weiter?

Im nächsten Jahr wollen wir uns mit den drei NNL-Wildnisgebieten zusammensetzen, deren Wünsche und Bedarfe an NNL e. V. erfragen und umgekehrt unsere Möglichkeiten aufzeigen. Kurz gesagt: Wir wollen uns über eine gemeinsame Planung verständigen.

 

Evaluierung der deutschen Nationalparke

Anja May
Anja May
Lucilia Westphal
Lucilia Westphal

Ziel des F+E-Vorhabens ist die erneute Evaluierung der deutschen Nationalparke. Im Zeitraum 2022 bis 2024 wird die Managementeffektivität der Parkverwaltungen von einem externen Evaluierungskomitee bewertet. Die Identifizierung von Stärken und Schwächen sowie die sich daraus ableitenden Empfehlungen sollen zur langfristigen Erhaltung und wo erforderlich Verbesserung der Qualität des Nationalparkmanagements beitragen. Das Vorhaben wird vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert.


Hintergrund

Die Qualität eines Schutzgebietsmanagements lässt sich anhand vorab definierter Kriterien und Standards, die den jeweiligen Idealzustand beschreiben, bewerten. Rund zehn Jahre nach der ersten Evaluierung startete im Sinne einer regelmäßigen Überprüfung des Managements im Herbst 2021 die erneute Evaluierung aller 16 deutschen Nationalparke.

Externes Evaluierungskomitee

Auf der Frühjahrssitzung der Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung (LANA) im März 2022 wurde das Evaluierungskomitee aus Vertreter*innen der AG Nationalparke, des Bundes, der Landesumweltministerien, der Wissenschaft und der Nichtregierungsorganisationen berufen. Aufgrund der Doppelbesetzung des Komitees soll damit pro Nationalpark ein Expertengremium aus sieben Komiteemitgliedern gewährleistet werden. Das Evaluierungskomitee versteht sich als unabhängiges Fachgremium, das den freiwilligen Evaluierungsprozess der deutschen Nationalparke unterstützt, diese berät und Empfehlungen zu ihrer weiteren Entwicklung gibt. Es verleiht der freiwilligen Evaluierung der NLP eine Außensicht und eine höhere Glaubwürdigkeit sowie politisches Gewicht.

Pro Jahr ist eine Online-Sitzung des Komitees vorgesehen. Mit der ursprünglich für Ende 2021 geplanten ersten Sitzung mussten wir allerdings erst die Berufung des Komitees abwarten. Und so fanden 2022 gleich zwei Komiteesitzungen statt. Die erste Sitzung im Mai diente der Vorstellung der Komiteemitglieder und des Vorhabens sowie der Besprechung und Abstimmung von organisatorischen Fragen. Kurz danach führten wir im Juni die zweite Sitzung durch. Im Fokus standen dabei die Abstimmung der Geschäftsordnung des Komitees, die Aufteilung der Nationalparke und Aufgaben unter den Komiteemitgliedern. Diskutiert wurden ebenfalls methodische Aspekte und der Ablauf der Bereisungen.

Auf der Webseite von NNL e. V. haben wir für das Evaluierungskomitee einen internen Austauschbereich eingerichtet. Er enthält die Rubriken Evaluierungskomitee (Organisatorisches, Sitzungen, Kontaktdaten), Öffentlichkeitsarbeit (Pressemitteilungen, Fotopool), Quellen (Evaluierungsberichte, Qualitätskriterien und -standards, NLP-Gesetze bzw. -verordnungen, NLP-Pläne, weitere fachliche Quellen) sowie als Kernstück die NLP-spezifischen Evaluierungen (PDF der Leseansichten aus der Evaluierungsdatenbank, Reiseplanung, Berichtsentwürfe). Ebenfalls eingerichtet wurde eine Rubrik „Bearbeitbare Dokumente“, wo das Komitee und wir zeitgleich online in den Dokumenten arbeiten und uns abstimmen können. Der Austauschbereich ist damit auch ein Arbeitstool für das Komitee.

Programmierung und Freischaltung der Evaluierungsdatenbank

Als Voraussetzung für die Abgabe der Selbsteinschätzung der Nationalparkverwaltungen zum Erfüllungsgrad der Qualitätsstandards im jeweiligen Nationalpark wurden in den ersten Projektmonaten die Evaluierungsfragen in eine browserbasierte Datenbank übertragen. Die neue Datenbank soll für die Nationalparkverwaltungen die Arbeitsschritte vereinfachen und nicht nur bei der aktuellen Evaluierung, sondern auch bei künftigen Abfragen zu Zeit- und Arbeitseinsparungen führen. Ab März 2022 begannen die ersten Nationalparke mit der Beantwortung der Evaluierungsfragen.

Den Anfang machten die Nationalparke Hunsrück-Hochwald und Eifel

Im November 2022 war es endlich soweit, das siebenköpfige nationalparkspezifische Evaluierungskomitee, wir von der Geschäftsstelle und Manfred Bauer (ehemaliger Leiter des Nationalparks Kellerwald-Edersee), der uns bei allen Bereisungen unterstützen und den Austausch mit den Parkverwaltungen und den Stakeholdern moderieren wird, fuhren in den Hunsrück-Hochwald und in die Eifel. Die beiden Nationalparkverwaltungen hatten jeweils eine umfassende, vielseitige und sehr interessante Exkursion zusammengestellt. Da ließen wir uns auch vom Wetter nicht abschrecken: Nebel, Kälte, Regen und sogar Schnee – wir hatten alles dabei. Jeweils einen ganzen Tag nahm sich das Evaluierungskomitee Zeit, um sich intensiv mit den Mitarbeitenden der Nationalparkverwaltung, den Landesministerien und regionalen Stakeholdern über die Entwicklung des Nationalparks auszutauschen.

Wie geht es 2023 weiter?

Nationale Naturlandschaften e. V. hat im F+E-Vorhaben die Projektleitung/-bearbeitung inne und übernimmt die Rolle des Vermittlers zwischen den Interessen des Bundes und der Länder, ist gleichzeitig aber auch Verbindungspartner zwischen der Wissenschaft und der Verwaltungspraxis in den Nationalparken. Bereits die ersten Projektmonate haben gezeigt, dass der Abstimmungsbedarf immens ist.

2023 geht es richtig zur Sache – für das Evaluierungskomitee, die Nationalparkverwaltungen, die gemäß Zeitplan an der Reihe sind, und natürlich auch für uns. Wir werden acht Nationalparke bereisen und uns intensiv mit den Mitarbeitenden der Parkverwaltungen, den Landesministerien und regionalen Stakeholdern zur Entwicklung des jeweiligen Nationalparks austauschen. Darauf freuen wir uns sehr, das wird aber sicher auch sehr anstrengend. Und auf uns wartet ganz viel Schreibarbeit. Gegen Ende des Jahres werden wir gleichzeitig an acht bis zehn Evaluierungsberichten arbeiten und diese mit dem Evaluierungskomitee und den Nationalparkverwaltungen abstimmen.

biosphere.center

Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle

Die Partnerschaft zwischen Nationale Naturlandschaften e. V., der Michael Succow Stiftung und der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) hat sich durch das gemeinsame biosphere.center etabliert. 2022 sind wir neue Wege gegangen und das biosphere.center, so wie wir es kennen, ist im Biosphere Reserves Institute der HNEE aufgegangen.


Die ersten Jahre

Im November 2017 entstand das biosphere.center mit einem Partnerschaftsvertrag zwischen Nationale Naturlandschaften e. V., der Michael Succow Stiftung und der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). Ein Kooperationsvertrag mit einer kleinen gemeinsam finanzierten Geschäftsstelle bildete die Grundlage für die gemeinschaftliche Arbeit. Seit 2017 ist viel passiert: Die Partnerschaft hat sich vertieft, es wurden gemeinsame Drittmittelprojekte beantragt und durchgeführt, vor allem aber hat sich an der HNEE das Biosphere Reserves Institute (BRI) gegründet, das u. a. einen neuen Masterstudiengang „Biosphere Reserves Management“ (BIOM) aufgebaut hat.

Unter einem neuen Dach

Die Kommunikation von BRI, BIOM und biosphere.center und deren Unterscheidung wurde von allen Partnern als zunehmend schwierig gesehen. Die drei Partner haben sich deshalb 2022 die Zeit genommen, um über gemeinsame Ziele zu sprechen und eine geeignete Form der Zusammenarbeit zu finden. Nach einem längeren gemeinsamen Prozess haben sich alle Partner entschlossen, das biosphere.center unter dem Dach des BRI aufgehen zu lassen: Nationale Naturlandschaften e. V. und die Michael Succow Stiftung sollen als Gründungs- und Praxispartner in das BRI-Netzwerk aufgenommen werden und Sitze im Governing Board des Instituts bekommen.

Seit der Unterzeichnung der Partnerschaftsverträge im November 2022 wirken die Michael Succow Stiftung und Nationale Naturlandschaften e. V. als privilegierte Partner der Hochschule im BRI mit. Im Fokus der Zusammenarbeit stehen weiterhin der enge Austausch zu angewandter Forschung in und zu Biosphärenreservaten, aktive Transferaktivitäten im In- und Ausland, gemeinsame Weiterbildungsaktivitäten und die Unterstützung bei der Umsetzung des BIOM-Studiengangs.

Wie geht es 2023 weiter?

Die wertvolle Partnerschaft zwischen Nationale Naturlandschaften e. V., der Michael Succow Stiftung und der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) soll auch unter dem neuen Dach gepflegt und gelebt werden.

 

 

 

 

 

 

BROMMI – Biosphärenreservate als Modelllandschaften für den Insektenschutz

Anna Bach
Anna Bach

In den UNESCO-Biosphärenreservaten Mittelelbe, Bayerische Rhön, Schaalsee, Schorfheide-Chorin und Schwarzwald geht’s ran an Acker und Wiese: Dort erproben und evaluieren der WWF Deutschland, das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. und Nationale Naturlandschaften e. V. Maßnahmen zum Insektenschutz gemeinsam mit interessierten Landwirt*innen und vielfältigen Partnern der Biosphärenreservate und deren Verwaltungen. Das Projekt wird durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt gefördert.


Hintergrund

Das Insektensterben, verstärkt durch die intensive Bewirtschaftung von Wiesen und Feldern und den großflächigen Einsatz von Pestiziden, hat auch in Deutschland ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht. Mit dem Aktionsprogramm Insektenschutz will die Bundesregierung dem Insektenrückgang Einhalt gebieten. UNESCO-Biosphärenreservaten, als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung, wird dabei besondere Aufmerksamkeit zuteil – stehen sie doch exemplarisch als Wegbereiter für die Integration von Schutz und nachhaltiger Nutzung von Landschaften.

Im Projekt „BROMMI – Biosphärenreservate als Modelllandschaften für den Insektenschutz“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützen wir fünf Biosphärenreservate auf ihrem Weg hin zu Modellregionen für den Insektenschutz. In einem gemeinschaftlichen Prozess mit unseren Projektpartnern – den Verwaltungen der Biosphärenreservate und verschiedenen Landnutzer*innen – entwickeln, erproben und evaluieren wir in den kommenden vier Jahren Lösungswege für den Schutz und die Förderung der Insektenfauna. Am Ende sollen tragfähige und übertragbare Modelle zum Schutz von Insekten stehen, die ihre Umsetzung auch in weiteren Regionen finden. BROMMI leistet so einen wichtigen Beitrag zur flächendeckenden Etablierung einer insektenfreundlichen Landnutzung in Deutschland.

Zahlreiche Maßnahmen gehen in die Umsetzung

Das dritte Projektjahr stand ganz im Zeichen der Umsetzung. Nach den konzeptionellen Vorarbeiten und Planungen 2021 brachte BROMMI im Jahr 2022 zahlreiche Maßnahmen in den Biosphärenreservaten Schaalsee, Schorfheide-Chorin, Mittelelbe, Rhön (Bayern) sowie dem Biosphärengebiet Schwarzwald auf die Fläche. Zusätzlich zu den landwirtschaftlichen Betrieben, die auf ihren Acker- und Grünlandflächen mehr Lebensräume für Insekten schaffen, konnten Kommunen mit Konzepten und insektenfreundlicherer Mahdtechnik unterstützt werden, um das Thema Insektenschutz in der Grünflächenpflege zu berücksichtigen.

Fortführung etablierter Formate

Nach ersten Workshops 2021 zur Betrachtung relevanter Akteure in jedem der beteiligten Biosphärenreservate wiederholten wir das Format 2022, um die dazugewonnenen Erfahrungen in die Bewertung der Relevanz der Akteure für das Projekt mit einfließen zu lassen. Diese Art der Stakeholder-Betrachtung haben wir als gewinnbringend empfunden und für die Akteursgruppen festgehalten, was in der Zusammenarbeit im nächsten Jahr geleistet werden soll.

Auch das Format der Online-Fortbildungsveranstaltungen zu Fachthemen, unseren „Wissensaustausch“, konnten wir fortführen. Im Frühjahr gaben uns ein Forscher und ein Landwirt wertvolle Tipps zur Anlage und Pflege einer Beetle-Bank (Insektenwall). Im Herbst folgte dann eine Veranstaltung zur Gewinnung von Samenmaterial artenreicher Wiesen mittels dem Gerät E-Beetle.

Wie geht es 2023 weiter?

Im Jahr 2023 soll das Thema „Übertragung“ weiter in den Fokus rücken. An die 2022 begonnene Einbindung der Mitarbeiter*innen aus anderen Biosphärenreservaten werden wir anknüpfen, um bei der Konzeption und Entwicklung von Schulungsmodulen für den Insektenschutz in der Landwirtschaft die Expertise und die Bedarfe aus den Schutzgebieten berücksichtigen zu können.

 

Tagungsreihe „Biosphärenreservate International“

Sonja Miller
Sonja Miller

Mitte 2019 startete eine international ausgerichtete Tagungsreihe zu aktuellen relevanten Themen europäischer Biosphärenreservate. Die drei Veranstaltungen mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten in den Jahren 2019 bis 2022 sollen dazu beitragen, das länder- und staatenübergreifende Netzwerk der europäischen Biosphärenreservate auszubauen und die internationale Zusammenarbeit zu stärken. Wir unterstützen die Michael Succow Stiftung bei der Organisation der dreiteiligen Tagungsreihe zu aktuellen und brisanten Fragen zur ökologischen Situation sowie zum nachhaltigen Wirtschaften in Europas UNESCO-Biosphärenreservaten.


Workshop zum Thema „Auf dem Weg zur Klimaneutralität in Europas UNESCO-Biosphärenreservaten“

Der Klimawandel, als eines der zentralen Herausforderungen unserer Zeit, ist ein vielseitiges Thema in den Biosphärenreservaten. Mit ihrem Auftrag zu einer nachhaltigen und naturverträglichen Entwicklung nehmen sie eine Schlüsselrolle bei der Erarbeitung, Erprobung und Anwendung von Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen ein.

Der letzte Workshop der dreiteiligen Tagungsreihe brachte Praktiker*innen aus europäischen Biosphärenreservaten, Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen des MAB-Netzwerks aus neun europäischen Ländern, darunter Frankreich, Slowenien, Italien und Schweden, zusammen. Die Veranstaltung, die vom 29. März bis 1. April 2022 in der Internationalen Naturschutzakademie auf der Insel Vilm stattfand, sollte den Informations- und Erfahrungsaustausch zum Umgang mit dem Klimawandel befördern. Das vielseitige Workshop-Programm bestand aus Best-Practice-Präsentationen, Diskussionsrunden und Expertengesprächen zu innovativen und erfolgreichen Ansätzen der Klimaneutralität sowie einer abschließenden Exkursion im Biosphärenreservat Südost-Rügen.

Mitarbeitende aus den Biosphärenreservaten präsentierten erfolgreiche Praktiken und Fallstudien aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Mobilität im ländlichen Raum und Erneuerbare Energien, die zu lebhaften Gesprächen anregten, die bis weit in die Abende hinein fortgesetzt wurden. Die Praxisbeispiele zeigten, dass der Klimawandel die Biosphärenreservate auf unterschiedliche Weise beeinflusst und sich folglich auch die Anpassungsmaßnahmen im regionalen Kontext unterscheiden. Als besonders erfolgreich wurden jene Ansätze bewertet, die die Themen Klimaanpassung, nachhaltige Landnutzung und Naturschutz integrieren und zugleich die lokale Bevölkerung miteinbeziehen. Denn – darüber waren sich alle einig –, Mensch und Natur sind eins und müssen in Biosphärenreservaten stets zusammengedacht werden.

In Gruppenarbeiten wurden verschiedene Ansätze zur Klimaneutralität diskutiert und bereicherten die eigenen Erfahrungen der Teilnehmenden; kollegiale Beratungsgespräche zu mitgebrachten Fallbeispielen aus den Biosphärenreservaten erlaubten den Teilnehmenden den „Blick über den eigenen Tellerrand“ und ermöglichten damit frische Sichtweisen auf die Umsetzung und Akzeptanz von Klimaanpassungsmaßnahmen in der Bevölkerung.

Abgerundet wurde das Workshop-Programm mit einer geführten E-Bike-Exkursion durch das Biosphärenreservat Südost-Rügen, u. a. zum Partnerunternehmen des Biosphärenreservats „Im Jaich“, das klimaneutrale Übernachtungen in seinen Ferienhäusern anbietet und zur FINC Foundation, die rund 100 ha Acker und Grünland gemeinwohlorientiert bewirtschaftet und dadurch die Arten- und Kulturvielfalt der Region fördert.

Der Workshop demonstrierte anschaulich, dass Biosphärenreservate mit ihrem Auftrag zu einer nachhaltigen, naturverträglichen Entwicklung viele Vorzeigelösungen in den Bereichen Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel anbieten. Deshalb ist der Austausch mit europäischen Kolleg*innen so wertvoll! Denn die Erkenntnisse aus den gemeisterten Herausforderungen und gemachten Erfahrungen anderer können die Teilnehmenden im Arbeitsalltag in ihren Biosphärenreservaten „zu Hause“ anwenden und umsetzen.