02_See im Wildnisgebiet Lieberose © Dr. Tilo Geisel

Wildnisgebiete in Deutschland

Die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg sichert ehemalige Militärflächen in Brandenburg, die sich durch ihre Größe, Unzerschnittenheit und Naturbelassenheit auszeichnen, für den dauerhaften Wildnisschutz. In den Wildnisgebieten lässt die Stiftung natürliche Dynamik zu. Gleichzeitig macht sie die Schönheit und Faszination dieser Landschaften erlebbar. Als Vermittlerin von Fachwissen engagiert sie sich dafür, Wildnisschutz im politischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs voranzubringen.

Gründungsjahr: 2000
Geographische Lage: Landkreis Dahme-Spreewald, Landkreis Oder-Spree, Landkreis Potsdam-Mittelmark, Landkreis Spree-Neiße, Landkreis Teltow-Fläming, Südliches Brandenburg
Größe: 103 km²
Landschaften: Abflussrinnen, Dünen, Grund- und Endmoränen, Heideflächen, Kerbtäler, Klarwasserseen, Moore, Pionierwälder, Quellbachsysteme, Sander mit Dünen und Senken, sandig-kiesiger Moränenwall mit Blockmoränenkuppen, Schmelzwasserseen, Talsandebene mit Binnendüne, Trockentäler

Das Gebiet

Wildnis vor den Toren der Bundeshauptstadt Berlin: Unsere Wildnisgebiete sind von Berlin aus in nur 1-2 Stunden zu erreichen.

Das Wildnisgebiet Jüterbog-Lieberose umfasst zwei von insgesamt vier ehemaligen Truppenübungsplätzen im Besitz der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung. Insgesamt betreut unsere Stiftung Flächen in der Größe von mehr als 13.700 Hektar. Auf dem größten Teil unserer Flächen finden bereits jetzt keine Eingriffe in die Natur mehr statt, so dass sich Wildnis entwickelt.

Unsere Wildnisflächen wurden über Jahrzehnte, teilweise sogar über 150 Jahre lang, fals Truppenübungsplätze genutzt. Seit dem Truppenabzug Anfang der 1990er Jahre entwickelt sich die Natur dort weitgehend unbeeinflusst vom Menschen.

In knapp drei Jahrzehnten gab es bereits eindrucksvolle Entwicklungen auf unseren Flächen. Wolfsrudel haben sich angesiedelt, Elche wurden gesichtet. Auf den Sandflächen wachsen genügsame Organismen wie Becherflechte und Silbergras neben Heidelandschaften mit lockerem Birken- und Kiefernbestand. Eindrucksvolle Moore und Klarwasserseen ergänzen das vielfältige Landschaftsbild. Die Wälder entwickeln sich naturnah mit hohem Totholzanteil. Sie bieten seltenen Arten wie Mopsfledermaus und Raufußkauz wertvollen Lebensraum. Geführte Exkursionen und Naturerlebnisangebote laden zum Entdecken unserer Wildnisgebiete ein. Auf eigene Faust können Besucher*innen das bislang 40 km umfassende Wanderwegenetz erkunden, das mit interaktiven Infoelementen, Aussichtspunkten und Rastplätzen Wissen, Erlebnis und Genuss verspricht.

Naturschutz

Wildnisgebiet Jüterbog:

  • Das Wildnisgebiet Jüterbog ist mit rund 7.140 Hektar unsere größte Eigentumsfläche. Da sie vom 19. Jahrhundert bis in die 1990er Jahre militärisch genutzt wurde, blieb hier eine riesige zusammenhängende Fläche unbesiedelt und ohne Straßen oder privaten Nutzflächen erhalten.
  • Das Gebiet ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen und bildet die südliche Spitze des Naturparks Nuthe-Nieplitz. Auf über 75 Prozent der Fläche finden keine Eingriffe mehr statt. In den Randbereichen haben wir ein über 30 Kilometer umfassendes Netz von Wanderwegen angelegt, um die faszinierende Naturentwicklung erlebbar zu machen.
  • Die landschaftliche Vielfalt reicht von Sanddünen, Heide und Pionierwäldern bis hin zu Feuchtgebieten und älteren Wäldern. Seltene Arten wie Wolf, Bechsteinfledermaus und Wiedehopf leben in dem Gebiet, das auch FFH- und SPA-Status hat.

Wildnisgebiet Lieberose:

  • In der Region Lieberose liegt der größte ehemalige Truppenübungsplatz Ostdeutschlands mit einer Gesamtfläche von 25.500 Hektar. Wir besitzen und betreuen davon 3.150 Hektar.
  • Das Gebiet zeichnet sich durch eine besondere Vielfalt naturnaher Wald- und Gewässerlebensräume aus.
  • Wertvolle Moore und Klarwasserseen bilden zusammen mit Heiden und großen Sandflächen ein spannendes Mosaik verschiedener Lebensräume.
  • Das Gebiet beherbergt eine große Vielfalt von Tierarten mit eindrucksvollen Vertretern wie Wolf, Fischotter, Biber und Seeadler.
  • Teile unseres Stiftungsgebietes sind als Naturschutzgebiet, FFH- und SPA-Gebiet ausgewiesen. Auf dem Großteil der Fläche finden keine Eingriffe mehr statt.

Wildnis und Klimawandel:

  • Die natürliche Wiederbesiedlung der Fläche bietet großes Potenzial für den Klimaschutz, denn hier wird mehr und mehr schädliches Kohlendioxid dauerhaft gebunden. Die Wälder entwickeln sich naturnah mit hohem Totholzanteil. Unsere weitläufigen Wildnisgebiete ermöglichen Tieren lebensnotwendige Wanderbewegungen und die Anpassung an den Klimawandel. So bieten sie z. B. Lebensraum für neu zuwandernde Arten wie die Gottesanbeterin und perspektivisch auch die Wildkatze.
  • In einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der Uni Göttingen und der Naturwaldakademie haben wir 2022 das hohe Potenzial unserer Wildnisgebiete als Kohlenstoffsenken für den Klimawandel nachgewiesen. Wir tragen mit Referenzflächen zum Forschungsprojekt „PYROPHOB“ bei. Mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und weiteren renommierten Forschungspartnern untersuchen wir darin, wie sich Wälder nach Bränden entwickeln und wie sie widerstandsfähig gegen Klimawandelgefahren wie Hitze und Trockenheit werden.

Managementmaßnahmen:

  • Auf dem größten Teil unserer Flächen findet bereits heute kein Eingriff mehr statt. In bestimmten Bereichen setzen wir jedoch Maßnahmen um, die die Sicherheit gewährleisten. Hierzu gehören Maßnahmen zum Entfernen von Kampfmitteln, zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherung und zum vorbeugenden Waldbrandschutz. Auf Teilflächen finden Pflegemaßnahmen zur Erhaltung landschaftlicher Besonderheiten bzw. aus Artenschutzgründen statt (z.B. Fledermausquartiere, einzelne Beweidungsflächen).
  • Wir setzen in Abstimmung mit den zuständigen Behörden A+E-Maßnahmen in der Pufferzone am Rand unserer Wildnisgebiete Jüterbog und Heidehof um. Hierdurch ergeben sich u. a. Möglichkeiten zur Erstaufforstung und zum ökologischen Waldumbau. Beides dient der besseren Einbettung der Wildnisgebiete in die angrenzende Kulturlandschaft.

Besucherinformationen

Tourismusinformation

Lieberose:

Tourismus-Entwicklungsgesellschaft
Lieberose/Oberspreewald mbH
Am Bahnhof 27
15913 Schwielochsee
Telefon: (03 54 78) 17 90 90
Fax: (035478) 17 90 99
E-Mail: info@TEG-LDS.de

Jüterbog:

Touristinfo Luckenwalde
Markt 11
14943 Luckenwalde
Telefon: 03371 672-500
E-Mail: touristinfo@luckenwalde.de

Stadtinformation Jüterbog
Mönchenkirchplatz 4
14913 Jüterbog
Telefon: 03372 463 113
E-Mail: stadtinformation@jueterbog.de

Stadtinformation Treuenbrietzen
Großstraße 61-63
14929 Treuenbrietzen
Telefon: 033748 747 78
E-Mail: stadtinformation@treuenbrietzen.de

Besucher- und Informationszentren

Ein Infozentrum ist im Aufbau. Informationen dazu erhalten Sie über die Geschäftsstelle der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg in Potsdam.

Aktiv vor Ort

Ein Tag vor Ort

Ein Tag vor Ort in unserem Wildnisgebiet Lieberose könnte z. B. so aussehen:

Morgens starten wir mit Ranger Jürgen Wagner zu einer Tour auf dem Wildnispfad und umrunden im Morgennebel den märchenhaft erscheinenden Bergsee mit vorübergleitenden Schwänen. Wir verweilen an einem besonderen Punkt des Wanderweges, einem Steg, der ganz nah an einem faszinierenden Moor und Feuchtgebiet, dem Butzener Bagen entlangführt. Hier können wir zwischen überfluteten Bäumen Wasservögel beobachten und Spannendes über das langsame Wachstum und den großen ökologischen Wert von Mooren erfahren. Bei einer gemütlichen Rast stärken wir uns mit einem Mittagspicknick, um dann in eine ganz andere, interessante Landschaft aufzubrechen.

Nach einer kurzen Fahrt kommen wir an der „Aussicht Wildnis“ an und werden von der Wildnisbotschafterin Julia Geuder begrüßt. Ein faszinierender Blick über entstehende Wildnis auf den Flächen der ehemaligen Schießbahn erwartet uns auf dem ehemaligen Feldherrenhügel. Einst beobachteten ranghohe Militärs von hier aus die Übungen und Manöver des Warschauer Paktes, heute können wir hier ganz in Ruhe die Aussicht genießen. Eine rollstuhlgerechte Rampe und barrierefreie Wege machen dieses Ausflugsziel für alle erlebbar.

Auf zwei Kilometer langen Rundwanderwegen im Umfeld des Aussichtspunktes gewinnen wir Einblick in das faszinierende Gelände und entdecken, in welchen Schritten sich die natürliche Sukzession, die Entwicklung von der Silbergrasflur über die Heide zum Wald, hier vollzieht.

Zusammen mit Julia Geuder geht es weiter zum benachbarten 2022 eingeweihten Sternenpfad. Hier tauchen wir an interaktiven Stationen in das nächtliche Leben der Tiere im Wildnisgebiet ein. Wir entdecken, wie Wolf und Fledermaus sich nachts orientieren, warum die Dunkelheit im Wildnisgebiet so wertvoll ist und wie der Ziegenmelker zu seinem Namen kam. Zum Ausklang laden zwei breite Sternenliegen mit Wildniszitaten zum Entspannen und Blick in den Abendhimmel ein. Mit etwas Glück können wir später vom Generalshügel aus noch ein paar Sternschnuppen beobachten und gute Wünsche mit auf die Rückfahrt nehmen.

Eine Woche vor Ort

Rund um das Wildnisgebiet Lieberose bietet die Naturwelt Lieberose vielfältige interessante Angebote wie geführte Exkursionen, Mitmach-Aktionen, Feste und Märkte. Ein knapp 24 km langer Heideradweg und eine Erlebnisausstellung sind zurzeit in Planung. Der Naturpark Schlaubetal lädt mit schönen Wanderwegen z.B. durch die Reicherskreuzer Heide zu weiteren Erkundungen ein. Das Wildnisgebiet Jüterbog bildet die südliche Spitze des Naturparks Nuthe-Nieplitz. Zusätzlich zu den Wanderwegen und Veranstaltungen im Wildnisgebiet Jüterbog bietet der Naturpark mit seinem Besucherzentrum am Wildgehege Glauer Tal, seinen Beobachtungsstegen und Wanderpfaden viele attraktive Erlebnismöglichkeiten.

Barrierefrei besuchen

Barrierefrei erreichbar ist die Aussicht Wildnis in Lieberose, eine Rampe führt bis zum ehemaligen Generalshügel.

Anreise

Wildnisgebiet Jüterbog:
Rundwanderweg Pechüle: Parkmöglichkeiten in der Pechüler Dorfstraße, Zugang zum Wanderweg über Zingelstraße, 14929 Treuenbrietzen Ortsteil Pechüle.

Rundwanderweg Felgentreu: Parkmöglichkeit und Zugang zum Wanderweg an der Zinnaer Straße, 14947 Nuthe-Urstromtal Ortsteil Felgentreu.

Rundwanderweg Frankenförde: Parkmöglichkeiten in der Straße In der Aue, Zugang zum Wanderweg über Bukewitzer Weg, 14947 Nuthe-Urstromtal Ortsteil Felgentreu.

Wanderweg Wurzelberg: Der Wanderweg ist ausgeschildert ab Luckenwalde Bahnhof, Berliner Platz (ab Bhf ca. 2,5 km bis zum Wanderwegebeginn). Zugang über Anhaltstraße/An den Ziegeleien kurz nach Überquerung B101n, vorherwenige Parkmöglichkeiten an der Straße.

Wanderweg Frankenfelde: Verbindungsweg erreichbar über ausgeschilderte Abzweigung in der Kurve an der L80 zwischen Frankenfelde (14947 Nuthe-Urstromtal) und Frankenförde (14947 Nuthe-Urstromtal).

Wildnisgebiet Lieberose:
Aussicht Wildnis mit Generalshügel und Sternenpfad: Der Parkplatz mit Zugang zum Aussichtspunkt und zum Sternenpfad befindet sich an der B168 zwischen 15868 Lieberose und 03185 Turnow/Peitz. Die Zufahrt zum Parkplatz ist durch eine Skulptur mit dem Schriftzug „AUSSICHT“ in großen Metallbuchstaben gekennzeichnet.

Wildnispfad mit Bergsee-Rundweg: Parkplatz Wildnispfad/Bergsee (500 m nördlich des Ortsausgangsschildes von 15913 Butzen auf der rechten Seite)

Kontakt

Wildnisgebiet Jüterbog-Lieberose
Stiftung Naturlandschaften Brandenburg, Schulstr. 6
14482 Potsdam
Tel.: 0331-7409322
Fax: 0331-7409323