Die Entstehung von Wildnis wird unter dem Motto „Natur Natur sein lassen“ in den Kernzonen der Nationalparke und ausgewählter Biosphärenreservate gefördert. Doch auch wir als Dachverband bemühen uns, dass die Zahl der Wildnisgebiete unter unserem Dach größer wird. Als Mitglied der Initiative „Wildnis in Deutschland“ brachten wir uns darüber hinaus auch in den fachlichen und politischen Dialog rund um das Thema Wildnis ein.
Erweiterung der Wildnis-Familie in den NNL
Das Wildnisgebiet „Königsbrücker Heide“ ist seit 2016 das erste und einzige zertifizierte Wildnisgebiet der NNL. Auf der Strategiesitzung am 20./21. Oktober 2020 wurde daher beschlossen, dass die von Dr. Jürgen Stein als Wildnisbeauftragter des Vorstands von NNL e. V. durchgeführte Potenzialanalyse aktualisiert und die Ansprache potenzieller NNL-Wildnisgebiete strategisch geplant werden sollen. Einig waren die Teilnehmenden sich auch in dem Punkt, dass die 2018 beschlossenen Qualitätsstandards für NNL-Wildnisgebiete, die insbesondere bei der Mindestgröße strenger gefasst sind als die Wildniskriterien des Bundes, nicht nach unten korrigiert werden sollen und dass die NNL-Wildnisgebiete ein wichtiger Bestandteil der NNL-Familie sind, da sie viel konsequenter als andere Schutzgebietskategorien das Thema Wildnis umsetzen können.
Zuständig für die Umsetzung der o. g. Beschlüsse sind die Geschäftsstelle, der Vorstand und der Wildnisbeauftragte des Vorstands, die sich regelmäßig zu Online-Besprechungen trafen. Auf der Strategiesitzung am 15. April 2021 stellten wir den Zwischenstand vor. In der Potenzialanalyse ermittelten wir rund zehn Gebiete, zu deren Eigentümer bzw. Nutzer wir Kontakt aufnehmen wollen bzw. bereits aufgenommen haben. Oft kam die Frage nach dem Zweck einer Mitgliedschaft bei NNL e. V. und als wichtigster Hinderungsgrund für eine Mitgliedschaft wurde die aktuelle Beitragshöhe für NNL-Wildnisgebiete angeführt. Wir machten uns daher Gedanken über eine Vision bzw. Zielbestimmung der NNL-Wildnisgebiete, formulierten „Anreize“ für eine Mitgliedschaft bei NNL e. V., z. B. über konkrete Angebote und Leistungen wie die Teilnahme an den Arbeitsgruppen oder die Übernahme weiterer Serviceleistungen. Des Weiteren überlegten wir die Konditionen für eine Mitgliedschaft und leiteten daraus einen Vorschlag für die Änderung der Beitragsordnung ab. Eine entsprechende Beschlussvorlage zur Änderung von § 1 der Beitragsordnung wurde auf der Mitgliederversammlung am 17. November 2021 eingebracht und von den Mitgliedern verabschiedet.
Im Jahr 2021 konnten wir ein neues Mitglied begrüßen. Die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg stellte einen Antrag auf Mitgliedschaft des Wildnisgebiets Jüterbog-Lieberose in unserem Dachverband, der auf der Mitgliederversammlung Ende des Jahres von den Mitgliedern befürwortet wurde. Herzlich willkommen im Kreise der NNL-Familie!
Aktivitäten mit der Initiative „Wildnis in Deutschland“
Auch 2021 nahmen wir an den gemeinsamen Treffen der Initiative, in der aktuell 20 Naturschutzorganisationen Mitglied sind, teil. Neben den regelmäßigen Berichten über die Aktivitäten der Initiative und den Stand der Umsetzung des 2 %-Wildnisziels in den Ländern diskutierten wir aktuelle fachliche und politische Aspekte rund um das Thema Wildnis.
Seit 2014 gibt es das Veranstaltungsformat „Wildnis im Dialog“. Mit der Tagungsreihe soll die konkrete Implementierung von Wildnisgebieten in Deutschland vorangetrieben und die Verstetigung des Fachdialogs Wildnis gewährleistet werden. Nachdem die Tagung 2020 coronabedingt als reine Online-Veranstaltung stattgefunden hatte, konnte die Tagung vom 20. bis 23. September 2021 als Präsenzveranstaltung auf der Insel Vilm durchgeführt werden. Für die Konzeption der Tagung zeichneten wieder das Bundesamt für Naturschutz (BfN), die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) verantwortlich. Unter dem Motto „Wildnis als Ganzes“ standen im Fokus die Themen Zerschneidung von Wildnisgebieten und Bewertung von Enklaven. In einem Workshop erarbeiteten die Teilnehmenden Kriterien zur Bewertung der Barrierewirkung von Zerschneidungselementen in Wildnisgebieten. Weitere Schwerpunkte waren Wildnis in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt sowie Wildnis & Klimaschutz.
Seit Ende 2020 erscheint vierteljährlich der gemeinsame Newsletter der Initiative. Der Newsletter soll eine breitere Unterstützerbasis für das Thema Wildnis in Deutschland schaffen, für Wildnis begeistern, über aktuelle Entwicklungen informieren und somit auch zu mehr Besuchen auf der gemeinsamen Webseite https://wildnisindeutschland.de/ führen. Die Anmeldung erfolgt unter dem Link https://wildnisindeutschland.de/newsletter/. Bisherige Themen waren u. a. „Höchste Zeit für mehr Wildnis!“, „Wildnis auf die Ohren!“, „So schaffen wir mehr Wildnis!“ und „Wildnis vor der Kamera“.
Wie geht es 2022 weiter?
Wir wollen auch 2022 die NNL-Familie weiter vergrößern. Hierzu ist u. a. ein Workshop mit den beiden NNL-Wildnisgebieten sowie den Eigentümern bzw. Nutzern potenzieller NNL-Wildnisgebiete in der Königsbrücker Heide geplant.
Im Herbst 2022 wird es auf der Insel Vilm wieder eine Tagung im Rahmen von „Wildnis im Dialog“ geben. Im Fokus wird ein möglichst breites Spektrum an Fragestellungen zu konkreten Umsetzungsaspekten der Wildnisziele aus der Nationalen Biodiversitätsstrategie, insbesondere auch außerhalb des Waldes, stehen.