Schutzgebietsmanagement & Naturschutz

Anna Bach
Anna Bach
Fachreferentin Schutzgebietsmanagement & Naturschutz / Biosphärenreservate
Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle
Leiterin Schutzgebietsmanagement & Naturschutz | Stellvertretende Geschäftsführerin
Jan Wildefeld
Jan Wildefeld
Geschäftsführer
Mira Franzen
Mira Franzen
Fachreferentin Schutzgebietsmanagement & Naturschutz / Natürlicher Klimaschutz
Anja May
Anja May
Fachreferentin Schutzgebietsmanagement & Naturschutz / Nationalparke & Wildnis
Andrea Hoffmann
Andrea Hoffmann
Projektkoordinatorin BROMMI & Commerzbank-Umweltpraktikum
Unsere Vision
Wir sind davon überzeugt, dass ein qualitativ hochwertiges Schutzgebietsmanagement, handlungsfähige Schutzgebietsverwaltungen, dynamischer Wissenstransfer und bestmöglich ausgebildete Mitarbeiter*innen die Grundpfeiler für einen gelungenen großflächigen Naturschutz in den Nationalen Naturlandschaften sind. Naturschutz ist Ländersache, jedoch kennt Natur keine Grenzen. Stetige Qualitätssicherung und -steigerung im Schutzgebietsmanagement und Naturschutz zeichnen die Nationalen Naturlandschaften aus. Sie gelingen durch bundesweit abgestimmte, möglichst einheitliche und laufend optimierte Arbeitsmethoden sowie durch gezielten Ausbau und Austausch von Expertise. Dabei setzen wir uns für die Aufbereitung von kategoriespezifischem Fachwissen ebenso ein wie für die Erarbeitung gemeinsamer Positionen als wichtigen Beitrag zur Lobbyarbeit und Politikberatung des Verbandes.

Im Überblick – die Bereichsarbeit

Das Team im Bereich Schutzgebietsmanagement & Naturschutz bearbeitet Projekte, Programme und Anfragen zu allem, was mit Qualitätssicherung und -steigerung der Nationalen Naturlandschaften zusammenhängt. Wir stehen der Mitgliedschaft mit Rat und Tat zur Seite und geben Auskunft über naturschutzfachliche Themen und beantworten Fragen rund um das Management von Schutzgebieten. Dabei berücksichtigen wir die Expertisen der Mitgliedschaft und orientieren uns an deren Bedarfen. Den fachlichen Input, den wir gern aufgreifen und möglichst in zukünftige Projekte und Programme einfließen lassen, erhalten wir auch aus den Arbeitsgruppen des Dachverbands, zum einen aus den zwei Struktur-AGs Nationalparke und Biosphärenreservate und zum anderen aus den Fach-AGs Forschung & Monitoring sowie Schutzgebietsbetreuung. Wir übernehmen hier gern die Koordination des großen Netzwerks.

Dr. Neele Larondelle leitet den Bereich sowie die Koordinierungsstelle des Integrativen Monitorings und repräsentiert den Dachverband im Vorstand des Vereins für ökologische und ökosystemare Langzeitforschung LTER-Deutschland und im Verein zur Digitalisierung der Regeln zur Nutzung der Natur Digitize the Planet. Außerdem ist sie für den BfN-Auftrag „Überprüfung und Entwicklung methodischer Ansätze zur Identifikation und Quantifizierung der Auswirkungen des Tourismus auf die biologische Vielfalt“ (TourBioMess) verantwortlich.

Anja May vertritt im Team die Themen Nationalparke und Wildnis. Sie leitet das Schlüsselprojekt zur Qualitätssicherung in den deutschen Nationalparken: die im Herbst 2021 gestartete erneute Evaluierung der deutschen Nationalparke. Seit Herbst 2024 ist sie als Vertreterin von Nationale Naturlandschaften e. V. Teil des von der EUROPARC Federation koordinierten internationalen Projekts „LIFE PAME-Europe – Managementeffektivität für Schutzgebiete in Europa“. Des Weiteren kümmert sie sich um Wildnisgebiete innerhalb der NNL-Familie und repräsentiert den Dachverband in der Initiative „Wildnis in Deutschland“.

Anna Bach hat durch ihre Mitarbeit im Projekt „Integratives Monitoring der Großschutzgebiete“ eine hervorragende Übersicht über die vorhandenen Daten über die deutschen Nationalparke und Biosphärenreservate und ist damit unsere „Datenkrake“. Außerdem ist sie Ansprechpartnerin für das Thema Biosphärenreservate. Das gesamte Jahr 2024 mussten wir ohne sie auskommen, Anna Bach war in Elternzeit. Die fachliche Expertise haben wir als Team trotzdem abgesichert. Andrea Hoffmann koordiniert das Projekt „BROMMI – Biosphärenreservate als Modelllandschaften für den Insektenschutz“.

Mira Franzen ist seit April 2023 ein Teil des Teams und bearbeitet das Projekt „Potenzialstudie für Maßnahmen des Natürlichen Klimaschutzes in den Nationalen Naturlandschaften“ (PANK).

Integratives Monitoring der Großschutzgebiete

Anna Bach
Anna Bach
Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle

Der Prozess, ein bundesweites Integratives Monitoring in den Nationalen Naturlandschaften aufzubauen, wurde 2008 mit der Entwicklung der Indikatoren angestoßen und befindet sich seit 2017 in der Umsetzung. Von 32 Verwaltungen von Nationalparken und Biosphärenreservaten liegen die Ersterhebungsdaten inzwischen vor. Seit 2022 finanzieren die beteiligten Bundesländer über eine Verwaltungsvereinbarung das Monitoringprogramm. Im Jahr 2024 wurden Lücken der Ersterhebung geschlossen und die erste Runde der Folgeerhebung vorbereitet.


Das Vorhaben

Das Integrative Monitoring wird in 13 Nationalparken und 14 Biosphärenreservaten implementiert und soll kontinuierlich fortgeführt werden. Ziel sind die langfristige Qualitätssicherung des deutschen Schutzgebietssystems und die Erfüllung internationaler und nationaler Berichtspflichten. Gleichzeitig wird damit eine bundeseinheitliche Übersicht über die Entwicklung der einzigartigen Lebensräume der Nationalen Naturlandschaften geschaffen, die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Aspekte miteinander verbindet. Mit dem Abschluss der Verwaltungsvereinbarung durch die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung (LANA) ist die Finanzierung des Monitorings über die Bundesländer gesichert.

Weiterentwicklung und Vorbereitung der zweiten Erhebungsrunde

Im Hinblick auf die zweite Erhebungsrunde wurden 2024 wichtige vorbereitende Maßnahmen eingeleitet. Neue Mitarbeitende in den Schutzgebieten wurden gezielt geschult, um eine fachlich fundierte und standardisierte Datenerhebung sicherzustellen.

Parallel dazu wurde der Informationsfluss mit neu hinzugekommenen Mitarbeitenden in Ministerien verbessert. Ziel war es, ein gemeinsames Verständnis für die Bedeutung des Integrativen Monitorings zu schaffen und konkrete Anwendungsmöglichkeiten für Verwaltung und Politik aufzuzeigen.

Im Rahmen der Weiterentwicklung wurden zudem erste Anpassungen an der Usability der digitalen Erfassungssysteme vorgenommen, um die Bedienbarkeit in der praktischen Anwendung weiter zu verbessern. Darüber hinaus wurden grundlegende Überlegungen angestellt, wie die erhobenen Daten künftig noch gezielter genutzt werden können – sowohl für das Management der Schutzgebiete als auch für die Öffentlichkeitsarbeit und wissenschaftliche Auswertungen.

Wie geht es 2025 weiter?

Es wird ein spannendes Jahr! Es geht für sechs Biosphärenreservate in die zweite Erhebungsrunde.

Digitale Besucherlenkung und Digitize the Planet e. V.

Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle

Die Lenkung von Besuchenden wird seit Jahrzehnten praktiziert und ist schon lange ein wichtiger Bestandteil der Arbeit in Nationalen Naturlandschaften. Bereits seit einigen Jahren bekommt die digitale Lenkung eine immer höhere Dringlichkeit. Beginnend mit der Vorstandstätigkeit bei Digitize the Planet e. V. hat der Dachverband hier nun zunehmend thematische Vernetzungsarbeit geleistet und eigene Expertise aufgebaut. Seitdem haben wir eine Reihe Basisschulungen durchgeführt und den Kontakt zu den großen Outdoorplattformen komoot und Outdooractive intensiviert.


Hintergrund

Zunehmend beschäftigt uns die Digitalisierung der Angebote der Nationalen Naturlandschaften (NNL) – und damit ihre Sichtbarkeit genau dort, wo sich Nutzer*innen heutzutage vorab informieren: auf Tourenplattformen, in Apps und durch Webrecherche. Für viele Besuchende ersetzt das Smartphone inzwischen die klassische Karte, Navigation erfolgt digital. Gleichzeitig fehlt es in diesen digitalen Räumen häufig an Informationen zu Schutzregeln und sensiblen Gebieten.

In Reaktion darauf arbeiten wir gezielt an der Integration von Schutzgebietsregeln und offiziellen Angeboten in bestehende digitale Informationskanäle – in enger Kooperation mit Partnern aus dem digitalen Tourismussektor sowie mit dem Netzwerk der Schutzgebiete.

Digitize the Planet

Der gemeinnützige Verein Digitize the Planet setzt sich weiterhin für die strukturierte Digitalisierung von Regeln in Schutzgebieten ein – weltweit und im Detail. Nationale Naturlandschaften e.  V. ist durch Dr. Neele Larondelle als stellvertretende Vorstandsvorsitzende aktiv vertreten und gestaltet so die strategische Entwicklung mit.

Im Jahr 2024 lag ein Fokus auf der Weiterentwicklung der Datenbankstrukturen: Im Rahmen des durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) geförderten Projekts „Nudge“ wurden erstmals auch Begründungen („Warum“-Daten) für Regeln systematisch erfasst. Damit können Schutzgebietsregelungen künftig verständlicher, nutzergerechter und transparenter in digitale Kanäle eingebunden werden.

Zahlreiche Webinare mit Verwaltungen und Verbänden stärkten 2024 die Sichtbarkeit der Initiative im Netzwerk und trugen zur kontinuierlichen Verbesserung der Datenlage bei.

Kooperation mit Tourenplattformen

Die seit 2023 bestehenden offiziellen Kooperationen mit den beiden größten Tourenplattformen Deutschlands – komoot und Outdooractive – wurden 2024 erfolgreich weitergeführt. Beide Plattformen ermöglichen es den Nationalen Naturlandschaften, eigene Inhalte kostenfrei einzupflegen, Touren gezielt auszuspielen und Schutzgebietsregeln digital zu kommunizieren.

Neue Wege in der Digitalisierung

Im Rahmen des Projekts „Digitalisierung der Naturerlebnis- und Partner-Angebote“ wurde 2024 gemeinsam mit dem Verband Deutscher Naturparke (VDN) verstärkt daran gearbeitet, wie digitale Formate genutzt werden können, um buchbare Angebote, Partnereinrichtungen und Erlebnisorte in Schutzgebieten besser und schneller zu finden.

Austausch

Das Jahr 2024 war geprägt durch eine hohe Präsenz der Geschäftsstelle auf bundesweiten Fachveranstaltungen, Messen und Workshops rund um digitale Infrastruktur, Tourismus und Besucherlenkung. Nationale Naturlandschaften e.  V. nutzte diese Plattformen aktiv, um Anliegen des Schutzgebietsmanagements in digitale Strategien einzubringen.

Gleichzeitig wurden zahlreiche digitale Schulungsangebote für das Netzwerk organisiert und durchgeführt – darunter Grundlagenschulungen zu Tourenplattformen, Vertiefungsformate zu rechtlichen Fragen sowie Webinare zum Umgang mit OpenStreetMap. Das Angebot wird 2025 weiter ausgebaut und differenziert.

Wie geht es 2025 weiter?

Im Jahr 2025 werden wir den Fokus auf den weiteren Ausbau des Austauschs mit Plattformanbietern, Schutzgebietsverwaltungen und tourismusrelevanten Akteuren legen. Ziel ist es, Synergien zu stärken und praxisnahe Lösungen für eine naturverträgliche digitale Besucherlenkung zu entwickeln.

Ein zentraler Schwerpunkt wird die verstärkte Sichtbarmachung von NNL-eigenen Angeboten sein – etwa durch die gezielte Pflege offizieller Touren, Veranstaltungen und buchbarer Formate auf digitalen Plattformen. So sollen Schutzgebiete aktiv zur Gestaltung der digitalen Informationslandschaft beitragen und nicht nur reagieren, sondern steuern können.

Zugleich werden wird die Zusammenarbeit mit Digitize the Planet intensivieren: Die Einbindung der „Warum“-Daten in verschiedene digitale Anwendungen soll weiter vorangetrieben werden, um Schutzregeln kontextbasiert und nachvollziehbar zu kommunizieren. Damit werden wir einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung der Nutzenden und zur Akzeptanz von Lenkungsmaßnahmen leisten.

Darüber hinaus wollen wir uns 2025 stärker den Grundlagen einer datenbasierten Besucherlenkung widmen. Im Fokus soll die Frage stehen, inwieweit sich Bewegungsdaten – etwa anonymisierte Geolocation-Daten aus Smartphones – rechtssicher und sinnvoll nutzen lassen, um Besuchsströme besser zu verstehen und darauf basierend fundierte Lenkungsstrategien zu entwickeln. Erste Gespräche und Sondierungen dazu sind geplant.

 

PANK – Potenzialstudie für Maßnahmen des natürlichen Klimaschutzes in den Nationalen Naturlandschaften

Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle
Jan Wildefeld
Jan Wildefeld
Mira Franzen
Mira Franzen

Wir wollen Lebensräume wie Moore, Wälder, Auen und Küsten in ihrer Funktion als unsere wirksamsten natürlichen Klimaschützer stärken. In einer vom BfN mit Mitteln des BMUKN geförderten Potenzialanalyse identifizieren wir Beispiele guter Praxis und Potenziale für Maßnahmen des natürlichen Klimaschutzes, für den Wissenstransfer zwischen den Gebieten und für die spätere Umsetzung im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK). Darüber hinaus betreiben wir Öffentlichkeitsarbeit, um das Thema natürlicher Klimaschutz (be-)greifbar zu machen.


Gemeinsam stärken wir unsere wirksamsten Klimaschützer

Über ein Drittel der Nationalen Naturlandschaften (NNL) – von den Küsten bis ins Hochgebirge – sind Modellgebiete für Natürlichen Klimaschutz. Im Rahmen von PANK haben wir rund 120 Projektideen aus den NNL aufgenommen und diese 2024, wo möglich, weiter vertieft. Es haben sich weitaus mehr Modellgebiete gemeldet als zu Projektbeginn angenommen, diese Entwicklung hat uns sehr gefreut! Weniger erfreulich ist die in Teilen schleppende Veröffentlichung der Förderrichtlinien des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK). Beiden Umständen können wir glücklicherweise mit einer Aufstockung des Projektes um ein Jahr bis März 2026 begegnen, die uns erlaubt, die Modellgebiete weiter bei der Entwicklung von Projektideen für die Beantragung im ANK zu begleiten.

Damit leisten wir einen entscheidenden Beitrag dazu, gemeinsam nachhaltige Lösungen, die ein dauerhaftes Speichern von Kohlenstoff, eine landschaftliche Anpassung an Klimaveränderungen sowie den Schutz und die Wiederherstellung biologischer Vielfalt ermöglichen, in Form von konkreten Maßnahmen in den Kontext der Nationalen Naturlandschaften zu übersetzen.

Sichtbarkeit für natürlichen Klimaschutz in den NNL

Wir haben 2024 genutzt, um unsere Materialien für die Öffentlichkeit auf der Woche der Umwelt zu testen und so eine breitere Öffentlichkeit für das Thema natürlicher Klimaschutz zu sensibilisieren und mehr Sichtbarkeit für die Arbeit der einzelnen Gebiete zu erzeugen. Ein herzliches Dankeschön für das Mitwirken vor Ort an Ursula und Frank Wendeberg und die Kolleg*innen von der Naturwacht Brandenburg und der KlimaWildnisZentrale sowie an die Stiftung Kunst und Natur für die Leihgabe des Moorkubus.

Um die 2023 gemeinsam mit der Wissenschaftsillustratorin Sophia Phildius erarbeiteten Illustrationen zum Thema Natürlicher Klimaschutz durch praktische Beschreibungen von Maßnahmen zu ergänzen, haben wir während der Vor-Ort-Termine kurze Videosequenzen aufgenommen, in denen verschiedene Maßnahmen des natürlichen Klimaschutzes von Kolleg*innen aus Modellgebieten erklärt werden.

Erfahrungsaustausch über Lebensräume hinweg

In einer Webinar-Reihe zum natürlichen Klimaschutz wurden von den Kolleg*innen aus den Gebieten Beispiele guter Praxis für Renaturierungen in Mooren, Auen, Wäldern, der Agrarlandschaft und zum Themenfeld Wildnis vorgestellt und anschließend diskutiert. Zu Gast waren auch Expert*innen aus der Wissenschaft wie etwa Dr. Franziska Tanneberger vom Greifswald Moor Centrum (GMC), die im Wissenschaftlichen Beirat des ANK tätig ist. Das Kompetenzzentrum Natürlicher Klimaschutz, das BMUKN, das BMEL und auch die KlimaWildnisZentrale waren mit Informationen zu den entsprechenden Förderrichtlinien des ANK dabei. Die Webinare stehen in der internen Wissensdatenbank zur Verfügung.

Fachliche und inhaltliche Konkretisierung der Projektskizzen

Die Vorstellung der Förderrichtlinien im Rahmen der Webinar-Reihe, aber auch im Rahmen der Online-Fragerunden zu den Handlungsfeldern des ANK, hatten zum Ziel, die Konkretisierung der Projektskizzen, wo möglich, zu unterstützen. Darüber hinaus nutzten wir auch die Termine vor Ort dazu, um Flächen zu besichtigen, Akteur*innen zu treffen und Detailfragen zu einzelnen Skizzen zu besprechen.

Wie geht es 2025 weiter?

Um die Konkretisierung der Projektideen weiter zu unterstützen, werden wir das Planungsbüro PAN beauftragen, im kommenden Jahr die Modellgebiete bei Bedarf fachlich zu beraten. Darüber hinaus wollen wir den Austausch mit dem Kompetenzzentrum Natürlicher Klimaschutz zur Beantwortung von förderrechtlichen Fragen verstärken. Wann immer es Neuigkeiten zu den Förderrichtlinien des ANK geben sollte, werden wir weiterhin Webinare und Fragerunden durchführen.

Neben der Konkretisierung der Projektskizzen werden wir 2025 die Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit fortsetzen, das heißt die Illustrationen zu selbsterklärenden Infografiken für den niedrigschwelligen Einsatz in den Gebieten ausbauen und an der Darstellung der Projektinhalte auf unserer Website arbeiten. Darüber hinaus werden wir bedarfsorientiert einzelne Bereisungen durchführen und eine Gesamtbilanz des Projektes vorbereiten.

Das ANK mag bisher nicht die bei Antragstellung für PANK erwartete Dynamik aufgenommen haben, wir bleiben mit unseren Beratungsangeboten aber gerade deshalb weiterhin aktiv, um bei Veröffentlichung weiterer Förderrichtlinien gut vorbereitet zu sein. Erste erfolgreiche Beispiele bestätigen diesen Weg. Danke an alle Kolleg*innen in den Gebieten, die sich im bisherigen Projektverlauf mit Projektideen, Beiträgen zu Beispielen guter Praxis für die Webinare, ihrer Präsenz bei der Woche der Umwelt, ihrer fachlichen Expertise bei den Terminen vor Ort, ihren Fragen während der offenen Fragerunden und in zahlreichen bilateralen Gesprächen eingebracht haben. Gemeinsam stärken wir unsere wirksamsten Klimaschützer.

Die Projektwebsite wird gemeinsam mit dem Relaunch der NNL Website voraussichtlich im Herbst 2025 veröffentlicht.

Überprüfung und Entwicklung methodischer Ansätze zur Identifikation und Quantifizierung der Auswirkungen des Tourismus auf die biologische Vielfalt

Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle

Im Rahmen eines mehrjährigen Projekts im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) entwickeln Nationale Naturlandschaften e.  V. und das Forschungsinstitut ReCET derzeit methodische Ansätze zur Identifikation und Quantifizierung der Auswirkungen von Tourismus und Freizeitaktivitäten auf die biologische Vielfalt. Hintergrund ist die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS 2030), deren Ziele mit überprüfbaren Indikatoren hinterlegt werden sollen.

Ziel des Projekts ist es, ein wissenschaftlich fundiertes und praxistaugliches Indikatorenset zu erarbeiten, das die Wechselwirkungen zwischen Tourismus und biologischer Vielfalt aufzeigt, bundesweite Trends abbildet und zur regelmäßigen Überprüfung eines zentralen biodiversitätsbezogenen Ziels der NBS 2030 beiträgt.


Erkenntnisse und methodische Weichenstellungen

Im Jahr 2024 wurde die systematische Datenrecherche abgeschlossen. Aufbauend auf einer umfassenden Sichtung wissenschaftlicher Studien und verfügbarer Datenquellen wurde gemeinsam mit einem interdisziplinären Expertengremium aus Tourismus und Biodiversitätsforschung intensiv an der Methodik gearbeitet.

Ein zentrales Ergebnis: Die empirische Kausalität zwischen Freizeitnutzung und Biodiversitätsverlust ist nur sehr eingeschränkt belegbar. Während qualitative Zusammenhänge gut beschrieben sind, mangelt es an belastbaren quantitativen Nachweisen. Dies stellt eine große Herausforderung für die Entwicklung belastbarer Indikatoren dar.

Ein weiteres methodisches Schlüsselthema ist die Verfügbarkeit geeigneter Tourismusdaten. Jenseits der amtlichen Beherbergungsstatistik bestehen große Lücken – etwa bei Tagesgästen, informellen Übernachtungen oder Aktivitäten abseits etablierter Infrastrukturen.

Trotz dieser Hürden konnten zwei vielversprechende Ansätze entwickelt werden:

  • eine Methode basierend auf regional verfügbaren Tourismus- und Biodiversitätsdaten und den angewandten Managementpraktiken in der Aktivitätslenkung,
  • eine zweite auf Grundlage des bundesweit etablierten Vogelmonitorings als indirekter Indikator für Nutzungsdruck.

Beide Verfahren wurden gemeinsam mit dem Auftraggeber und dem Fachgremium diskutiert und befinden sich derzeit in der abschließenden Bewertung.

Wie geht es 2025 weiter?

Für 2025 ist die Finalisierung der Methodenentwicklung geplant. Darauf aufbauend sollen erste eigene Berechnungen zum touristischen Nutzungspotenzial vorgenommen werden – etwa zur räumlichen Verteilung, Intensität und möglichen Belastung von Schutzgebieten.

Gleichzeitig werden wir in die Pilotphase einsteigen: Es ist geplant, in je zwei Nationalparken, Biosphärenreservaten und Naturparken die Methode in der Praxis zu erproben. Ziel ist es, sowohl die Anwendbarkeit der Ansätze zu testen als auch erste belastbare Aussagen zur touristischen Nutzung und ihren potenziellen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt zu gewinnen.

Wildnis in den Nationalen Naturlandschaften

Anja May
Anja May

Die Entstehung von Wildnis wird unter dem Motto „Natur Natur sein lassen“ in den Kernzonen der Nationalparke und ausgewählter Biosphärenreservate gefördert. Doch auch wir als Dachverband bemühen uns, dass die Zahl der Wildnisgebiete unter unserem Dach größer wird. Als Mitglied der Initiative „Wildnis in Deutschland“ brachten wir uns darüber hinaus auch in den fachlichen und politischen Dialog rund um das Thema Wildnis ein.


Aktivitäten innerhalb des Dachverbands

Die Anzahl der NNL-Wildnisgebiete ist weiterhin überschaubar, liegt aber inzwischen bei drei: Naturschutzgebiet Königsbrücker Heide, Jüterbog-Lieberose der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg (Die Wildnisstiftung) und Anklamer Stadtbruch der NABU-Stiftung. Da insbesondere seitens der Wildnisgebiete ein starkes fachliches Interesse am Austausch mit den Nationalparken besteht, nahmen die drei Wildnisgebiete am 17. September 2024 an der Sitzung der AG Nationalparke teil. Zum einen ging es um die Vorstellung der Wildnisgebiete und der Initiative „Wildnis in Deutschland“, zum anderen um das Abstecken möglicher gemeinsamer Themen und Synergien:

  • Vergrößerung des Wildnisanteils in den Nationalparken: Lässt sich dafür als Instrument der Wildnisfonds stärker nutzen? Ein Erfahrungsbericht aus den Wildnisgebieten
  • Gemeinsame Vermarktung von Nationalparken und Wildnisgebieten in Bezug auf „Natur Natur sein lassen“: Wie können wir uns gegenseitig unterstützen?
  • Was können wir tun für ein gemeinsames Vorgehen von Nationalparken und Wildnisgebieten in der Zukunft?
  • Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es bei den Qualitätsstandards für Wildnisgebiete und Nationalparke? Gibt es Möglichkeiten der Angleichung?

„Natur Natur sein lassen“ und Kommunikation sind die beiden ersten großen Themen, auf die sich Nationalparke und Wildnisgebiete verständigt haben und die wir in den nächsten Jahren versuchen werden anzugehen und mit gemeinsamen Aktivitäten umzusetzen. Eine große Schnittfläche gibt es auch bei Forschung und Monitoring. Hier wurde insbesondere der Erfahrungsaustausch zum Umgang mit Bränden für wichtig befunden. Eigene Erfahrungen zum Brandschutz, zur Brandnachsorge und insbesondere zur Waldbrandprävention können hier sowohl Wildnisgebiete als auch Nationalparke vorweisen.

Aktivitäten mit der Initiative „Wildnis in Deutschland“

Als Mitglied der Initiative „Wildnis in Deutschland“, der inzwischen 21 Umwelt- und Naturschutzverbände sowie Stiftungen angehören, brachten wir uns darüber hinaus auch in den fachlichen und politischen Dialog rund um das Thema Wildnis ein. In regelmäßigen Abständen treffen sich die Mitglieder online, um sich über das Thema Wildnis auf Bundes- und Länderebene auszutauschen, fachliche Grundlagen zu erarbeiten, auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren etc. Darüber hinaus trafen wir uns vom 16. bis 18. Juni 2024 zu einem ganz besonderen Präsenztreffen. Zum einen hatten wir allen Grund zum Feiern, handelte es sich doch um das 50. Treffen der Initiative, zum anderen freuten wir uns, dass das Jubiläumstreffen gerade im Nationalpark Kellerwald-Edersee stattfand. Manuel Schweiger, Leiter des Nationalparks und langjähriger Koordinator der Initiative „Wildnis in Deutschland“ hatte uns in „seinen“ Nationalpark eingeladen. Schwerpunkte des fachlichen Austauschs waren u. a. ein Update zu Wildnis und Politik sowie zu geplanten Anträgen im Wildnisfonds bis Ende 2024, die Absteckung der Wahlforderungen der Initiative sowie die Abstimmung der gemeinsamen Position „Wildnis sichern“. Highlight des Treffens war natürlich eine Exkursion in den Nationalpark mit besonderem Fokus auf Wildnisentwicklung und damit verbundenen Chancen und Herausforderungen.

Seit 2014 gibt es das Veranstaltungsformat „Wildnis im Dialog“. Mit der Tagungsreihe soll die konkrete Implementierung von Wildnisgebieten in Deutschland vorangetrieben und die Verstetigung des Fachdialogs Wildnis gewährleistet werden. Angesichts weltweiter Krisen spielen insbesondere großflächige Wildnisgebiete eine immer wichtigere Rolle für den Klima- und Biodiversitätsschutz sowie den Schutz vor häufiger auftretenden Wetterextremen. Vom 4. bis 6. November 2024 kamen in der Internationalen Naturschutzakademie Insel Vilm des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) Expert*innen aus Politik und Naturschutz zusammen, um sich dieses Mal vertiefend über das Thema „Gemeinsam für mehr Wildnis“ auszutauschen. Diskutiert wurden u. a. die Themenblöcke Wildnisbilanz und Praxiserfahrungen, Wildnis gemeinsam sichern, Naturbewusstsein, gesellschaftlicher Rückhalt und Naturschutzkommunikation. In parallelen Workshops befassten wir uns mit Konfliktanalyse und -management bzw. mit der Integration der Ergebnisse der Naturbewusstseinsstudie in die Wildniskommunikation. Mindestens ein Inselrundgang gehört immer zum Pflichtprogramm – egal zu welcher Jahreszeit. Für die Konzeption der Tagung verantwortlich waren das BfN und die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg.

Seit Ende 2020 erscheint der gemeinsame Newsletter der Initiative. Der Newsletter soll eine breitere Unterstützerbasis für das Thema Wildnis in Deutschland schaffen, für Wildnis begeistern, über aktuelle Entwicklungen informieren und somit auch zu mehr Besuchen auf der gemeinsamen Webseite https://wildnisindeutschland.de/ führen. Die Anmeldung erfolgt unter dem Link https://wildnisindeutschland.de/newsletter/.

Wie geht es 2025 weiter?

Gemeinsam mit dem Wildnisbeauftragten des Vorstands, Dr. Jürgen Stein, wollen wir die auf der AG Nationalparke identifizierten gemeinsamen Themen angehen. Außerdem wollen wir potenzielle neue NNL-Wildnisgebiete fachlich beratend begleiten.  Und wir wollen das Thema Wildnis & Wildnisgebiete stärker nach außen vertreten und proaktiv einbringen.

Wir werden als eine von 21 Partnerorganisationen der Initiative „Wildnis in Deutschland“ auch weiterhin die Entwicklung und Sicherung von großen Wildnisflächen in Deutschland unterstützen, Entscheidungsträger beraten und den öffentlichen Austausch rund um das Thema Wildnis fördern. Wir haben uns entschieden, auch weiterhin das Online-Format für unsere Treffen zu nutzen. Darüber hinaus sind auch weiterhin ein bis zwei Präsenztreffen geplant – nach Möglichkeit gekoppelt mit einer Exkursion. Unter anderem soll es endlich ins Wildnisgebiet Dürrestein nach Österreich gehen. Auch die Tagungsreihe „Wildnis im Dialog“ soll weitergeführt werden.

Evaluierung der deutschen Nationalparke

Anja May
Anja May

Ziel des F+E-Vorhabens ist die erneute Evaluierung der deutschen Nationalparke. Die Identifizierung von Stärken und Schwächen sowie die sich daraus ableitenden Empfehlungen sollen zur langfristigen Erhaltung und wo erforderlich Verbesserung der Qualität des Schutzgebietsmanagements beitragen. Daran schließt eine Querschnittsauswertung an, in der eine Tendenz gemeinsamer Stärken und Schwächen aller 16 Nationalparke herausgearbeitet wird.


Hintergrund

Die Qualität eines Schutzgebietsmanagements lässt sich anhand vorab definierter Kriterien und Standards, die den jeweiligen Idealzustand beschreiben, bewerten. Rund zehn Jahre nach der ersten Evaluierung startete im Herbst 2021 eine erneute Überprüfung des Managements aller 16 deutschen Nationalparke.

Wir haben es geschafft: Bereisung der letzten sechs Nationalparke

Los ging es im November 2022 mit der Bereisung der Nationalparke Hunsrück-Hochwald und Eifel. Im Jahr 2023 waren wir gefühlt nur unterwegs von einem Nationalpark zum nächsten. In vier Blöcken besichtigten wir – das Evaluierungskomitee, wir von der Geschäftsstelle und Manfred Bauer (ehemaliger Leiter des Nationalparks Kellerwald-Edersee), der uns bei allen Bereisungen unterstützte und den Austausch mit den Parkverwaltungen und den Stakeholdern moderierte – insgesamt acht Nationalparke. Die letzten sechs Nationalparke standen im ersten Halbjahr 2024 auf dem Programm. Im Januar ging es in den Müritz-Nationalpark und den Nationalpark Unteres Odertal, im April in die beiden bayerischen Nationalparke Bayerischer Wald und Berchtesgaden und zum Abschluss des rund 1,5 Jahre dauernden Reisemarathons in die Nationalparke Schleswig-Holsteinisches und Hamburgisches Wattenmeer. Man kann es nicht oft genug wiederholen: Ein riesengroßes Dankeschön an die Nationalparkverwaltungen für die tolle Organisation der Vor-Ort-Termine. Alle waren sicher immer erschöpft, wenn es vorbei war. Doch die Möglichkeit, sich im Rahmen der Evaluierung mit seinem Nationalpark insgesamt oder auch mal aus einer anderen Perspektive zu befassen und die Innensicht mit der externen Sicht des Komitees zu spiegeln und zu diskutieren, wurde von den Parkverwaltungen durchweg positiv eingeschätzt. Die Bereisungen waren für das Komitee eine unverzichtbare Voraussetzung für die Bewertung der Nationalparkentwicklung und für die Parkverwaltungen und Stakeholder vor Ort ein wichtiges Zeichen für die Akzeptanz und Wertschätzung des Nationalparks und der Region. Trotz der vielfältigen Herausforderungen wurde deutlich, dass die Nationalparke in der Region angekommen sind und insgesamt positiv wahrgenommen werden.

Und danach: viel viel Schreibarbeit und lange Abstimmungsprozesse

Im Anschluss an die Vor-Ort-Termine folgte eine sehr intensive Zeit des Austauschs des Evaluierungskomitees untereinander sowie mit der NNL-Geschäftsstelle und auch den Parkverwaltungen, da für die einzelnen Evaluierungsberichte die Bewertung, die Handlungsempfehlungen sowie eine Gesamteinschätzung formuliert und abgestimmt werden müssen. Die Rahmenbedingungen sind sehr anspruchsvoll. Für das Komitee ist es eine große Herausforderung, weil die Aufgaben nebenbei und für die Mehrheit der Mitglieder im Ehrenamt erfolgen. Für die Parkverwaltungen ist der interne und externe Abstimmungsprozess des Berichtsentwurfs oft recht zeitintensiv. Bis Ende 2024 konnten daher erst zwei Berichte finalisiert und im NNL-CD gesetzt werden – Nationalparke Unteres Odertal und Hunsrück-Hochwald. Bei einer Reihe weiterer Nationalparke hoffen wir auf eine schnelle Finalisierung der Evaluierungsberichte.

Komiteesitzung

Die vierte Komiteesitzung fand im November 2024 im bewährten Onlineformat statt. Neben Arbeitsstand und weiterem Vorgehen ging es vor allem darum, ein Fazit der laufenden Evaluierung zu ziehen und einen Ausblick auf die nächste Evaluierung zu geben. Das Komitee benannte sowohl Punkte, die bei der nächsten Evaluierung beibehalten werden sollten als auch solche, bei denen es Verbesserungsbedarf sieht. Es ist wichtig, die Erfahrungen des Komitees zu dokumentieren, da bis zur nächsten Evaluierung in rund zehn Jahren diese in Vergessenheit geraten können und auch andere Personen involviert sein werden. Eine Abfrage der Erfahrungen der Nationalparkverwaltungen ist daher ebenfalls angedacht.

Wie geht es 2025 weiter?

Nachdem die finalen Evaluierungsberichte für alle 16 Nationalparke vorliegen, werden wir uns mit der Synthese befassen und die Einzelberichte hinsichtlich gemeinsamer Stärken und Schwächen auswerten. Dargestellt werden soll auch die Tendenz der Nationalparkentwicklung seit der ersten Evaluierung (2009 bis 2012) über die Zwischenerhebung (2015-2018) bis zur aktuellen Evaluierung (2022-2024). Zur Besprechung des gemeinsamen Vorgehens wollen sich das Evaluierungskomitee und die Geschäftsstelle von NNL e. V. zu einer zweitägigen Arbeitsklausurtagung zusammenfinden.

Geplant ist, die Querschnittsauswertung (bzw. den Synthesebericht) analog und digital zu veröffentlichen. Es soll auch eine englische Version geben.

BROMMI – Biosphärenreservate als Modelllandschaften für den Insektenschutz

Andrea Hoffmann
Andrea Hoffmann

In den UNESCO-Biosphärenreservaten Mittelelbe, Rhön (Bayerischer Teil), Schaalsee, Schorfheide-Chorin und Schwarzwald geht’s ran an Acker und Wiese: Dort erproben und evaluieren der WWF Deutschland, das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. und Nationale Naturlandschaften e. V. Maßnahmen zum Insektenschutz gemeinsam mit interessierten Landwirt*innen, Kommunen und weiteren Partnern der Biosphärenreservate. Das Projekt wird durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt gefördert.


Hintergrund

Das Insektensterben – verstärkt durch die intensive Bewirtschaftung von Wiesen und Feldern und den großflächigen Einsatz von Pestiziden – hat auch in Deutschland ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht. Mit dem Aktionsprogramm Insektenschutz will die Bundesregierung dem Insektenrückgang Einhalt gebieten. UNESCO-Biosphärenreservaten, als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung, wird dabei besondere Aufmerksamkeit zuteil – stehen sie doch exemplarisch als Wegbereiter für die Integration von Schutz und nachhaltiger Nutzung von Landschaften.

Im Verbundprojekt „BROMMI – Biosphärenreservate als Modelllandschaften für den Insektenschutz“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützen wir fünf Biosphärenreservate auf ihrem Weg hin zu Modellregionen für den Insektenschutz. In einem gemeinschaftlichen Prozess mit unseren Verbundpartnern sowie den Verwaltungen der Biosphärenreservate und verschiedenen Landnutzer*innen entwickeln, erproben und evaluieren wir Lösungswege für den Schutz und die Förderung der Insektenfauna. Am Ende sollen tragfähige und übertragbare Modelle zum Schutz von Insekten stehen, die ihre Umsetzung auch in weiteren Regionen finden. BROMMI leistet so einen wichtigen Beitrag zur flächendeckenden Etablierung einer insektenfreundlichen Landnutzung in Deutschland.

Die Umsetzung zahlreicher Maßnahmen geht weiter

Auch im fünften Projektjahr führten wir bestehende Partnerschaften fort und gewannen in jedem der fünf Biosphärenreservate neue Umsetzungspartner*innen im landwirtschaftlichen und kommunalen Bereich hinzu. Waren bisher flächige Maßnahmen im Grünland und auf dem Acker vorrangig, wurden nun zusätzlich auch linienhafte und punktuelle Maßnahmen zur Aufwertung der Lebensraumqualität für Insekten umgesetzt. Agrarökologische Untersuchungen zur Nützlingswirkung, eine ökonomische Bewertung sowie ein Monitoring begleiteten ausgewählte Maßnahmen.

Online-Veranstaltungen zum Wissensaustausch

Die Online-Fortbildungsveranstaltungen zu Fachthemen, unser Format „Wissensaustausch“, konnten wir fortführen. Wir erweiterten den Kreis der Teilnehmenden – Biosphärenreservate und Verbundpartner – um die Naturparke, welche das Angebot rege annahmen. Im März 2024 fand ein Austausch zum Thema „Auswirkungen von Pestiziden auf Insekten“ statt. Als Experten referierten Prof. Dr. Jürgen Gross vom Julius-Kühn-Institut sowie Prof. Dr. Ralf-Udo Ehlers vom Pestizid Aktions-Netzwerk e. V. Im Oktober fand ein weiterer Wissensaustausch zum Thema „Biotopverbund im Grünland“ statt. Hierbei berichteten die Projekte „Insektenfreundliches Günztal“ (Sebastian Hopfenmüller, Stiftung Kulturlandschaft Günztal) sowie „Biotopverbund Grünland“ (Matthias Paech, Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen e. V.) von ihren Erfahrungen mit dem Auf- und Ausbau von Biotopverbünden.

Übertragung auf andere Schutzgebiete: Wissensplattform Insektenschutz

Angelehnt an bereits bestehende Informationssammlungen auf der Webseite der Nationalen Naturlandschaften sollen Projekterkenntnisse und -erfahrungen aus BROMMI in einer Wissensdatenbank „Insektenschutz“ (Arbeitstitel) für andere Schutzgebiete bereitgestellt werden. Um die geplante Web-Plattform bestmöglich auf die Bedarfe und Anforderungen der Haupt-Zielgruppe – Mitarbeitende aus Naturparken und Biosphärenreservaten – auszurichten, wurde im Juni eine Online-Umfrage durchgeführt, an der sich zwölf Biosphärenreservats- und 26 Naturpark-Mitarbeitende beteiligten. Das größte inhaltliche Interesse der Befragten gilt konkreten Umsetzungsbeispielen sowie Erfahrungswerten aus der Zusammenarbeit mit Kommunen und Landwirt*innen und dem Mehrwert der Maßnahmen für diese Akteure. Präferierte Materialien, um die Arbeit der Schutzgebiete zu unterstützen, sind vor allem Schaubilder/Infografiken, Erklärfilme, Flyer sowie Vorträge/Präsentationen. Von der Wissensplattform erhoffen sich die Befragten kompakte Infos, die eigene Recherchearbeit abnehmen sowie Ideen, Inspirationen und Argumentationshilfen liefern.

2024 begannen wir mit der inhaltlichen Ausarbeitung und Umsetzung erster Praxisbeispiele als Online-Artikel. Im BR Schaalsee wurde ein Erklärfilm zur „Pflege mehrjähriger Blühflächen“ gedreht. Zudem schoben wir Ende des Jahres die Beauftragung eines weiteren Erklärfilms zu „Insektenschutz in Kommunen“ sowie die grafische Gestaltung verschiedener Handreichungen und Schaubilder an. Die Materialien sollen den Schutzgebieten als Hilfsmittel für ihre Arbeit zum Thema Insektenschutz dienen, z. B. im Rahmen von Schulungen, Feldtagen oder Informationsveranstaltungen.

Wie geht es 2025 weiter?

Im nächsten Jahr werden die Wissensplattform Insektenschutz weiter ausarbeiten und voraussichtlich im Herbst finalisieren. Darüber hinaus beabsichtigen wir, weitere Praxiserfahrungen und -beispiele aus dem Projekt sowie Erkenntnisse aus Monitoring und Begleitforschung einzuspeisen und zahlreiche Arbeitsmaterialien für die Schutzgebiete zu erstellen. Eine Informationsveranstaltung für die Nationalen Naturlandschaften soll den Start der Plattform öffentlichkeitswirksam einläuten.

LIFE PAME Europe – Managementeffektivität für Schutzgebiete in Europa

Anja May
Anja May
Dr. Neele Larondelle
Dr. Neele Larondelle

Wie lässt sich die Wirksamkeit des Managements von Schutzgebieten messen und damit belegen, dass es tatsächlich zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beiträgt? Und wie können die in diesen Gebieten erhobenen Daten in konkrete, umsetzbare Erkenntnisse überführt werden? Das EU-Projekt LIFE PAME Europe geht diesen Fragen nach und entwickelt ein digitales Bewertungstool, das mit bestehenden nationalen und internationalen Systemen kompatibel ist.


Worum geht es in dem Projekt eigentlich?

Das im September 2024 gestartete Projekt LIFE PAME Europe baut auf bestehenden Bewertungssystemen und -tools auf. In einem ersten Schritt wollen wir daher etablierte Bewertungsmethoden und -tools wie das Management Effectiveness Tracking Tool (METT) der IUCN, das Rapid Assessment and Prioritization of Protected Area Management (RAPPAM) des WWF sowie nationale Ansätze analysieren. Die dabei identifizierten Stärken dieser Methoden sollen in ein neues, flexibles, anpassungsfähiges digitales Tool einfließen, welches auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der EU-Mitgliedstaaten zugeschnitten ist.

Das digitale Tool soll den EU-Mitgliedstaaten ermöglichen, konsistente und vergleichbare Daten zur Managementeffektivität ihrer Schutzgebiete zu melden. Dadurch entsteht ein zusammenhängender Datensatz, der einen umfassenden Überblick über das europäische Biodiversitätsmanagement bietet.

Ein wichtiges Element des Projekts ist die Gründung einer Management Effectiveness Community (MEC), bestehend aus wichtigen Stakeholdern und Tool-Nutzern. Die Community soll wertvolles Feedback liefern und praktische Erfahrungen austauschen, um sicherzustellen, dass das digitale Tool den tatsächlichen Anforderungen der EU-Mitgliedsstaaten entspricht.

Es ist angedacht, das digitale Tool in 40 Pilotgebieten in ganz Europa zu testen. Wir erhoffen uns von den potenziellen Nutzern des neuen Tools wertvolle Feedbacks, so dass wir das Tool entsprechend anpassen können. Zusätzlich wollen wir ein Online-Schulungskurs (Webinar) für die Anwendung des digitalen Tools entwickeln und an der European Natura Academy (ENA) der EUROPARC Federation durchführen.

 

 

Wer sind unsere Partner?

Das Management und die Koordination des Projekts liegen bei der EUROPARC Federation. Die fachliche Expertise kommt aus Finnland, Tschechien, Spanien und Deutschland. Neben der Geschäftsstelle von Nationale Naturlandschaften e.V. sind als Projektpartner eingebunden

  • Metsähallitus Parks and Wildlife Finland: öffentliche Verwaltung, die fast alle Schutzgebiete und Dutzende von Kulturerbestätten in Finnland verwaltet
  • DHP Conservation Ltd. (DHP): Beratungsunternehmen aus Tschechien mit Fachwissen über den Schutz und die Erhaltung natürlicher Ressourcen, insbesondere zur EU-Naturschutzgesetzgebung und Umsetzung von Natura 2000
  • Generalitat de Catalunya (GDC): Das Ministerium für Klimaschutz, Ernährung und ländliche Agenda der Generalitat de Catalunya ist die für die Umweltpolitik zuständige Abteilung der katalanischen Regierung. Das Ministerium arbeitet derzeit an einer neuen adaptiven Managementstrategie für das Natura-2000-Netz – in Katalonien sind 30 % der Fläche als FFH- oder Vogelschutzgebiete Teil des Natura-2000-Netzes.

Wer fördert das Projekt?

Das Projekt wird von der Europäischen Union im Rahmen des LIFE-Programms, des einzigen Förderprogramms der EU, das ausschließlich auf Umweltschutzbelange abzielt, gefördert. Im Fokus steht die Förderung von Maßnahmen in den Bereichen Biodiversität, Umweltschutz, Klimaschutz und Energiewende. Im Bereich Biodiversität unterstützt das Programm insbesondere die Errichtung und das Management des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 und die Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie.

Kick-Off-Meeting

Am 16./17. Oktober 2024 trafen sich alle Projektpartner*innen zum Kick-Off-Meeting in Regensburg. Natürlich ging es erstmal darum, sich gegenseitig kennenzulernen, z. B. durch einige Warmup-Spiele, die wirklich die Stimmung lockerten – eine Kissenschlacht war auch dabei –, so dass wir beschwingt und hoch motiviert in die organisatorischen und fachlichen Tagesordnungspunkte einsteigen konnten.

Zunächst ging es in einen Rundumschlag um Projektziele und -ablauf, Zeitpläne und Deadlines, finanzielle und administrative Abwicklung des Projekts, Umgang mit Risiken und Herausforderungen im Projekt. Anschließend stellten alle Projektpartner*innen jeweils ihr Arbeitspaket vor, für das sie hauptverantwortlich sind. Wir diskutierten erste Herangehensweisen und nächste Schritte. Des Weiteren diskutierten wir, welche Kernbotschaften und welche Projektidentität wir in der externen Kommunikation vermitteln wollen. Hierfür werden wir eine Kommunikationsstrategie erarbeiten.

Es ist ein anspruchsvolles Projekt. Mit dem Kick-Off-Meeting wurden die Weichen gestellt: Es geht los!

Wie geht es 2025 weiter?

Richtig durchstarten wollen wir 2025. NNL e. V. bearbeitet das Grundlagen-Arbeitspaket, auf dessen Ergebnissen die nachfolgenden Arbeitspakete aufbauen. Wir werden zum einen bestehende Bewertungsmethoden und -tools analysieren. Zum anderen wollen wir anhand eines Fragenkatalogs von den EU-Mitgliedsstaaten, insbesondere von den nationalen und regionalen Behörden und Schutzgebietsverwaltungen, deren alltägliche Herausforderungen und Bedürfnisse bei der Bewertung des Biodiversitätsmanagements sowie deren Erwartungen an das neue digitale Tool herausfinden.

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