„Natur Natur sein lassen: Die deutschen Nationalparke schützen exemplarisch und großflächig naturdynamische Prozesse. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung und Unversehrtheit natürlicher Lebensräume in unterschiedlichsten Landschaften. Dieses Ziel mit weiteren Aufgaben wie Naturerleben, Bildung, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit zu vereinbaren ist anspruchsvoll. Der regelmäßige Austausch der Leitungen der Nationalparke über die Bundesländer hinweg hilft dabei sehr.“
AG-Sitzungen
Nach der Corona-Pandemie war es im Jahr 2022 wieder möglich, Präsenztreffen und Exkursionen durchzuführen: Die Frühjahrssitzung fand vom 24. bis 27. April im Müritz-Nationalpark und die Herbstsitzung begleitend zur Mitgliederversammlung von Nationale Naturlandschaften e. V. vom 19. bis 22. September im Nationalpark Bayerischer Wald statt.
Evaluierung der deutschen Nationalparke
Nach der Verabschiedung der überarbeiteten Qualitätskriterien und -standards einschließlich Fragenkatalog begann im Jahr 2022 unter der Federführung von Nationale Naturlandschaften e. V. die zweite Evaluierung der deutschen Nationalparke. Die ersten Bereisungen fanden im November im Nationalpark Hunsrück-Hochwald und im Nationalpark Eifel statt. Die Gesamt-Evaluierung wird das Jahr 2023 prägen und bis in das Jahr 2024 andauern.
Herausforderungen (Klimawandel, Brände etc.)
Nachdem in den Pandemie-Jahren die Nationalparke zum Teil durch sogenannten „Overtourism“ beansprucht waren, standen sie im Jahr 2022 unter der massiven Einwirkung klimawandelbedingter Witterungsextreme und Folgen. Die im Zusammenhang mit dem Überfall auf die Ukraine ergriffenen Maßnahmen zur Sicherung der Energieversorgung stellten eine weitere Belastung dar.
Zwar dienen die Nationalparke als Referenzgebiete für vom Menschen nicht beeinflusste Prozesse und können über Forschung und Monitoring wichtige Erkenntnisse zu den naturdynamischen Entwicklungen liefern. Das Ausmaß und die Intensität der Dynamik sowie die Wechselwirkungen mit dem Umfeld zeigten sich jedoch in bislang nicht dagewesener Form. Erschwerend kamen gefährdende Einwirkungen von außen (Infrastruktur, Schadstoffe, Überdüngung etc.) zum Tragen, welche die Vulnerabilität der Systeme verdeutlichen. Doch auch unmittelbare Einflüsse wie Brandstiftung traten auf. Hitze, Dürre, Trockenstress, Borkenkäferkalamitäten und Waldbrände, die Vogelgrippe und auch das toxische „Umkippen“ des Flussökosystems der Oder haben die Nationalparke vor in dieser Form noch nicht erreichte Herausforderungen gestellt. Die Kolleginnen und Kollegen aus den Verwaltungen kamen wiederholt zwischen die Mühlsteine aus Medien, Politik und Partikularinteressen und fühlten sich nicht selten in die Rechtfertigungsrolle für ihr Handeln und die Sache als solche gedrängt.
Umso wichtiger war und ist die enge Zusammenarbeit untereinander und mit den Nationalen Naturlandschaften. Die gemeinsame strategische Arbeit, die Weiterentwicklung des Markenkerns sowie die hervorragende Arbeit der jeweiligen Fach-AGs und der Geschäftsstelle von Nationale Naturlandschaften e. V. stärken die Strukturen.
Wildtiermonitoring in den deutschen Nationalparken
Mit dem neuen vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) geförderten Projekt „Belassen von Wildtierkadavern in der Landschaft – Erprobung am Beispiel der Nationalparke – Hauptvorhaben“ in den Jahren 2022 bis 2025 werden die Nationalparke wichtige neue Erkenntnisse zu bislang nur wenig beleuchteten Naturprozessen liefern. Mit der Fortsetzung des Projektes „Entwicklung eines standardisierten Wildtiermonitorings in den deutschen Nationalparken“ haben sich die Nationalparke zur Weiterentwicklung des zuvor vom BfN geförderten F & E-Vorhabens entschlossen. Nicht nur die erhobenen Daten, sondern insbesondere die Weiterentwicklung und Harmonisierung der Methoden werden spürbare Synergieeffekte mit sich bringen.
Leitungswechsel
Die Leitung der AG Nationalparke liegt in den Jahren 2022 und 2023 in den Händen von Dr. Harald Egidi (Nationalpark Hunsrück-Hochwald) und Gernot Haffner (Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft). Der Vorsitz wird in einem Rotationssystem alle zwei Jahre wechseln. Bei den Nationalpark-Leitungen setzt sich die altersbedingte große Umbruchphase fort: Die Kollegin Janne Lieven hat im Jahr 2022 die Leitung des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer übernommen. Die Neubesetzung der Leitung im Müritz-Nationalpark wurde 2022/2023 angestoßen. Das Jahr 2023 wird durch weitere Ruhestände und Neubesetzungen in den Nationalparken Sächsische Schweiz, Bayerischer Wald, Eifel und Schwarzwald geprägt sein.