Im Einsatz für Mensch und Natur – ein Ehrentag für unsere Ranger*innen

Anlässlich des diesjährigen World Ranger Days blicken wir zurück auf vergangene Ereignisse und betrachten zukünftige Herausforderungen, die sich den Ranger*innen bei der Arbeit in den Nationalen Naturlandschaften stellen.

Gemeinsam mit den tschechischen Partnern sowie zwei Ranger*innen aus Jamaika konnte eine Trainingswoche zum World Ranger Day 2018 organisiert werden. – Foto: Gregor Wolf

Ranger*innen gibt es weltweit – sie sind als Schutzgebietsbetreuer*innen in Nationalparks, Biosphärenreservaten und Naturparks aktiv. Die Aufgaben sind vielfältig: Als Ansprechpartner*in für Besucher*innen verstehen sie es Groß und Klein die Geheimnisse der Natur näher zu bringen. Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung sind wesentliche Bestandteile der Arbeit von Ranger*innen. Bei ihren täglichen Streifzügen durch die Natur fallen dem geübten Blick der Ranger*innen auch kleine Veränderungen in der Umgebung auf. Das Monitoring seltener und geschützter Tier- und Pflanzenarten und die Kontrolle der Schutzgebiete ist ihr täglich Brot.

Als Vermittler*innen verstehen es die Ranger*innen die Interessen verschiedener Gruppen mit den Regeln des Naturschutzes in Einklang zu bringen. Manchmal müssen auch Verstöße gegen die Schutzbestimmungen verfolgt werden, wenn Tiere und Pflanzen unter den Handlungen von Menschen leiden.

Richtungsweisend zeigt sich der kürzlich beschlossene Volksentscheid in Bayern für mehr Artenvielfalt. Er beweist, dass Artenschutz für viele Bürger*innen ein großes Anliegen ist und bestärkt damit die Ranger*innen in ihrer Arbeit.

Zum diesjährigen World Ranger Day möchten wir von Herrn Michael Großmann aus dem Nationalpark Bayersicher Wald wissen, welche Schwerpunkte dieses Jahr gesetzt wurden und welche Aufgaben bewältigt werden mussten. Er ist Sprecher der AG Schutzgebietsbetreuer, die unter dem Dach von EUROPARC Deutschland e.V. agiert.

Michael Großmann aus dem Nationalpark Bayersicher Wald; Sprecher der AG Schutzgebietsbetreuer – Foto: Daniela Blöchinger

Guten Tag Herr Großmann was sind die aktuellen Herausforderungen, denen sich die Ranger*innen stellen müssen?

Michael Großmann: Je nachdem welches Land wir betrachten, gibt es unterschiedliche Probleme und Herausforderungen, denen sich die Ranger*innen stellen müssen. Der Verlust von Lebensräumen und der Artenvielfalt sowie die Bedrohung von Ranger*innen bei ihrer Arbeit in den Schutzgebieten, sind meines Erachtens die größten Schwierigkeiten, mit denen wir weltweit zu kämpfen haben. Durch den Klimawandel und die übermäßige Landnutzung werden die Rückzugsgebiete für viele Tiere immer kleiner. Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Ländern ist sehr wichtig. In den Nationalen Naturlandschaften hier in Deutschland kommen die ständig steigenden Besucherzahlen erschwerend hinzu. Bedingt durch die modernen Möglichkeiten wie mobile Apps und Elektromountainbikes trifft man die Besucher*innen auch auf nicht freigegebenen Wegen an. Hier wird von den Ranger*innen viel Überzeugungsarbeit und Einfühlungsvermögen verlangt.

Gab es ein signifikantes Ereignis oder Erlebnis im letzten Jahr wovon Sie uns berichten möchten, das besonders interessant, witzig oder aufregend war?

Michael Großmann: Ein schönes Ereignis war der World Ranger Day im vergangenen Jahr. Wir konnten gemeinsam mit unseren tschechischen Partnern sowie zwei Ranger*innen aus Jamaika eine Trainingswoche organisieren. Der Präsident der European Ranger Federation war auch zugegen und hat mit uns gemeinsam den World Ranger Day 2018 gestaltet. Es kamen viele Besucher*innen, sogar der bayrische Rundfunk brachte einen Beitrag. Wir konnten viele Spenden und Aufmerksamkeit für „The Thin Green Line Foundation“ gewinnen.

Welche Erfolge konnten im vergangenen Jahr verbucht werden? Was ist besonders gut gelaufen – im Besonderen in den Nationalen Naturlandschaften?

Michael Großmann: Ein großer Erfolg des vergangenen Jahres war die Unterzeichnung eines Partnerschaftsabkommen zwischen dem Bundesverband Naturwacht Deutschland und der Tschechischen Ranger Association. Kolleg*innen aus der Slowakei und der Vorstand der European Ranger Federation waren ebenfalls anwesend. Solche Partnerschaften fördern die gemeinsame Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg. Durch die Vernetzung kommt es zum Wissenstransfer, wodurch beide Seiten profitieren.

Welche Aufgaben sehen Sie zukünftig auf die Ranger*innen zukommen? Und wo wünschen Sie sich noch Verbesserungen?

Michael Großmann: Die aktuellen politischen Debatten über den Klima- und Umweltschutz tragen die Probleme in die Öffentlichkeit. Vielerorts werden unseren Ranger*innen in den Nationalen Naturlandschaften entsprechende Fragen gestellt. Sie müssen perfekt informiert sein, um die komplexen Zusammenhänge anschaulich erklären zu können. Wir wollen die Qualität der Arbeit von Ranger*innen stetig verbessern. Daher ist die Aus- und Fortbildung der Ranger*innen auch zukünftig eine wichtige Aufgabe, damit sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen in die Gesellschaft tragen können.
Ebenso sollten wir in Zukunft die Zusammenarbeit mit unseren Partnern in anderen Ländern stärken. Wir sitzen alle im gleichen Boot und können gemeinsam mehr erreichen. Aus diesem Grund sind Austauschprogramme wie die „Twinning-Programme“ wichtig. Durch das gegenseitige Training können Aufgaben in den Schutzgebieten künftig noch besser wahrgenommen werden, da Fachwissen ausgetauscht wird. Eine weitere wichtige Aufgabe für die Zukunft ist die Unterstützung der Ranger*innen in ärmeren Ländern. Unter dem Dach der International Ranger Foundation sorgt die „The Thin Green Line Foundation“ für die Ausrüstung und finanzielle Mittel.

Vielen Dank Herr Großmann für den Einblick in die aktuelle Arbeit der Ranger*innen.


Hintergrund: Der „World Ranger Day“
Der World Ranger Day wird seit 2007 jedes Jahr am 31. Juli zelebriert, um die Arbeit von Ranger*innen weltweit zu würdigen und verletzten oder gar im Einsatz getöteten Ranger*innen zu gedenken. Im Rahmen dieses Tags der Solidarität – von der International Ranger Federation (IRF) ins Leben gerufen – werden in vielen Nationalen Naturlandschaften Informationsveranstaltungen und Führungen angeboten, die die Arbeit der Ranger*innen in der Öffentlichkeit bekannter machen. Zudem werden Spenden für die „The Thin Green Line Foundation“ gesammelt. Diese Stiftung der International Ranger Federation hilft in punkto Ausrüstung und Training und unterstützt Hinterbliebene oder Familien verunglückter Ranger*innen in armen Ländern.

Bild 1: Michael Großmann aus dem Nationalpark Bayersicher Wald; Sprecher der AG Schutzgebietsbetreuer – Foto: Daniela Blöchinger
Bild 2: Gemeinsam mit den tschechischen Partnern sowie zwei Ranger*innen aus Jamaika konnte eine Trainingswoche zum World Ranger Day 2018 organisiert werden. – Foto: Gregor Wolf

Weitere Infos:
Website: Rangerinnen und Ranger in den Nationalen Naturlandschaften
Flyer: Was sind Ranger*innen?

Kontakt:
EUROPARC Deutschland e.V.
info@europarc-deutschland.de
Telefon: 030 2887 882-0